Touristen sind es sich bereits gewohnt: Je nach Saison sind Hotelzimmer oder Flüge massiv günstiger. Mit der sogenannt dynamischen Preissetzung sorgen Hoteliers und Airlines für eine mehr oder minder konstante Auslastung – auch in der Nebensaison. Im Supermarkt kostet die Packung Fondue aber – Aktionen ausgenommen – immer gleich viel. Egal ob kurz vor Weihnachten oder im Hochsommer.
Das könnte sich bald ändern. Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn testet die dynamische Preissetzung bei Lebensmitteln. Das berichtet die «SonntagsZeitung». Auf dem elektronischen Preisschild stehen zwei Preise. Links der reguläre, daneben ein Sonderpreis, der für Produkte gilt, deren Haltbarkeitsdatum demnächst abläuft.
Je nach Wetter und Lagerbestand
Das System kann aber noch viel mehr. Es berücksichtigt Faktoren wie Wetterlage oder Lagerbestand. Und passt die Preise entsprechend an. Damit wollen die Niederländer die Verschwendung von Lebensmitteln verhindern und natürlich auch mehr Geld verdienen. Wenn sie weniger Produkte zu reduzieren Preisen verkaufen oder sogar wegwerfen müssen, bleibt mehr in der Kasse.
Das neue Preissystem hat eine künstliche Intelligenz, die historische Daten auswertet und wiederkehrende Einkaufsmuster der Kunden erkennen kann. Daraus entwickelt das Programm eine eigene Logik, wann es Sinn macht, die Preise zu senken.
In der Schweiz «aktuell kein Thema»
Dumm nur: Das System kann man auch in die umgekehrte Richtung anwenden. So berechnet das Programm etwa aufgrund von Wetterprognosen, dass Bratwürste in den kommenden Tagen begehrt sein werden – und dann deren Preise automatisch erhöhen.
Die Schweizer Detailhändler beobachten das System genau. Für die Migros seien dynamische Preise «aktuell kein Thema». Man bleibe bei den orangen Kleberli. Auch Coop hat sich die Vermeidung von Food Waste auf die Fahnen geschrieben. «In absehbarer Zeit» gebe es aber noch keine individuellen Preise. (pbe)