Darum gehts
- Staat wird Jobmotor, Privatwirtschaft baut Stellen ab, Gesamtbeschäftigung steigt
- Schwache europäische Konjunktur belastet Schweizer Unternehmen stärker als US-Handelspolitik
- Arbeitslosenquote könnte 2026 auf 5 Prozent nach ILO-Methode steigen
Der Staat wird zunehmend zum Jobmotor des Schweizer Arbeitsmarkts. Während Unternehmen in der Privatwirtschaft Stellen abbauen, wächst die Beschäftigung vor allem in staatlichen und staatsnahen Bereichen weiter. Besonders Spitäler, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die öffentliche Verwaltung bauen Personal auf und kompensieren damit den Rückgang in Industrie und Dienstleistungen. Das berichtet die «Schweiz am Wochenende».
In der Privatwirtschaft mehren sich hingegen die Entlassungen. Industrieunternehmen, Pharmakonzerne, Versicherungen, Handels- und Tourismusbetriebe reduzieren ihre Belegschaften teils deutlich. Einige bekannte und angekündigte Stellenabbauten sind: Selecta rund 80 Stellen, Dertour Hotelplan rund 250 Stellen, Novartis rund 550 Stellen und Helvetia Baloise bis zu 1800 Stellen.
Hauptgrund ist die schwache Konjunktur in Europa, insbesondere die seit Jahren stagnierende Wirtschaft in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Der frühere Fachkräftemangel hat sich damit weitgehend aufgelöst, die Arbeitslosigkeit steigt allmählich.
Jobmotor Staat
Trotz dieser Entwicklung nimmt die Gesamtbeschäftigung weiter zu. Zwischen dem dritten Quartal 2024 und dem dritten Quartal 2025 entstanden im Gesundheits- und Sozialwesen über 10’000 neue Vollzeitstellen. Auch in der öffentlichen Verwaltung kamen mehrere tausend Stellen hinzu. Demgegenüber baute die Industrie im gleichen Zeitraum rund 10’000 Vollzeitstellen ab.
Ökonomen halten fest, dass unter dem Strich «fast nur noch der Staat» wächst, wird UBS-Chefökonom Daniel Kalt zitiert. Als einziger Staatsbetrieb hat die SRG einen weiteren Abbau von rund 900 Stellen angekündigt.
Überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit
Von einer eigentlichen Job-Rezession wird derzeit nicht ausgegangen. Fachleute sprechen von einer Abkühlung nach einer überhitzten Phase. Die Indikatoren am Arbeitsmarkt verschlechtern sich jedoch seit rund drei Jahren, zunächst in der Industrie, später auch in Teilen des Dienstleistungssektors wie IT, Kommunikation und Handel.
Für 2026 erwarten das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und das KOF-Institut der ETH Zürich eine Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent gemäss nationaler Definition.
Nach international vergleichbarer ILO-Methode dürfte sie auf rund 5 Prozent steigen, was historisch überdurchschnittlich ist. Die Aussichten bleiben verhalten: Die schwache europäische Konjunktur, geopolitische Spannungen und eine sinkende Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit drücken auf Stimmung und Erwartungen.
Europa-Schwäche schlimmer als Trump-Zollhammer
Laut UBS-Chefökonom Kalt ist «Europas Schwäche ist für die Schweizer Unternehmen viel schlimmer als Donald Trumps Zollhammer».