Das Ausmass, in dem Russland die Wirtschaftssaktionen der USA und EU nun entgegentritt, kommt selbst für viele Experten überraschend. Agrargüter und Lebensmittel aus der EU, den USA sowie Kanada, Australien und Norwegen würden ab sofort für ein Jahr gesperrt. Das verkündete Ministerpräsident Dmitri Medwedew heute in einer Regierungssitzung.
Dazu gehören alle Produkte aus Rindfleisch und Schweinefleisch, Früchte und Gemüse, Geflügel, Fisch, Käse und Milch. Kindernahrung ist von dem Importstopp ausgenommen. Erst wenn die Länder eine «konstruktivere» Haltung einnehmen, werde man die nun verhängten Sanktionen überdenken, so Medwedew.
In russischen Regalen sind über die Hälfte ausländische Lebensmittel
Die Schätzungen, inwieweit Russland von ausländischen Lebensmitteln abhängig ist, schwanken. Die Moskauer Universität gibt an, dass ihr Anteil 53 Prozent des gesamten russischen Lebensmittelangebots ausmacht.
Auf Seiten der EU wurden Agrarprodukte im Wert von 11,9 Milliarden Euro vergangenes Jahr nach Russland exportiert. Den grössten Anteil machten dabei Obst, Käse und Schweinefleisch aus.
Inflationsgefahr droht
Die russischen Bürger könnten letztlich die Leidtragenden sein. Das Land hat eine Inflationsrate von 7,5 Prozent. Durch die zu erwartende Verknappung der Lebensmittel könnte die Teuerung weiter angeheizt werden.
Eine Sperrung oder Einschränkung des russischen Luftraums für europäische und amerikanische Fluglinien sei zudem laut Medwedew weiter auf dem Tisch. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen. Gegen die Ukraine erliess Russland bereits jetzt ein Überflugverbot über seinen Luftraum.
Die von der EU und den USA verhängten Sanktionen richten sich gegen den russischen Finanzsektor sowie den Energie- und Militärsektor richten. (thj)