«Drohbriefe» verschickt
Anzeige bei der Weko gegen die Migros

Die Migros fordert einen Preisnachlass bei Markenprodukten. Die Lieferanten sprechen von einem «Drohbrief». Die Wettbewerbskommission wird aktiv.
Publiziert: 07.06.2020 um 11:37 Uhr
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Anastasia Li-Treyer, Geschäftsführerin Promarca: Sie bestätigt die Anzeige gegen die Migros bei der Weko.
Foto: zvg

Der Verband der Markenartikelhersteller Promarca schwärzt Migros bei der Wettbewerbskommission (Weko) an. Er hat Anzeige erstattet. Das bestätigt Anastasia Li-Treyer gegenüber der «SonntagsZeitung». «Dabei geht es um mutmassliche Verstösse gegen das Kartellgesetz wegen des Missbrauchs von Nachfragemacht.»

Harte Preisverhandlungen habe es zwar schon immer gegeben. Doch sowohl im Ausmass als auch im Umgangston habe das nun eine ganz andere Dimension angenommen. «Die Migros setzt die Hersteller mit Drohbriefen unter Druck», so Li-Treyer.

Im Durchschnitt verlange die Migros Preisreduktionen von zehn Prozent, heisst es weiter. Zu Gegengeschäften – wie eine vorteilhafte Platzierung im Laden – ist der orange Riese aber offenbar nicht bereit.

Ewiger Streit

Es ist nicht das erste Mal, dass Promarca derart markige Wort wählt. Der Verband ist die politische Stimme von über 80 Markenartikelherstellern und hat sich in der Vergangenheit wiederholt öffentlich mit den grossen Detaillisten gezofft. Mit der Migros, aber auch mit Coop.

Der letzte grosse Streit datiert auf 2018. Damals standen die Produkte von Nestlé im Mittelpunkt. Coop verhängte einen Boykott und verramschte die Ware. Die Regale blieben anschliessend teilweise leer.

Der aktuelle Streit hat aber eine neue Dimension erreicht. Die Weko ist bereits involviert. Die Wettbewerbshüter haben die Migros zur Stellungnahme aufgefordert. «Die Migros wird darlegen können, dass der Vorwurf nicht zutrifft», sagt eine Migros-Sprecherin zur «SonntagsZeitung».

Hochpreisinsel Schweiz

Die Migros verweist darauf, dass viele Mitglieder von Promarca internationale Multis sind, die für identische Produkte in der Schweiz höhere Preise verlangen als im Ausland.

Inwiefern diese Argumentation verfängt, wird sich weisen. Dass die Schweiz eine Hochpreisinsel ist, bleibt derweil unbestritten. Das zeigt auch eine Studie, die im Februar publiziert wurde. Demnach entgehen der Volkswirtschaft jährlich Milliardenbeträge, weil die Markenartikel in der Schweiz überteuert sind.

Die Studie stammt von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Die Verfechter der Fair-Preis-Initiative haben die Ergebnisse publiziert. Rückendeckung gibt es vom ehemaligen Preisüberwacher Rudolf Strahm. (ise)

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