Mit Airbnb verdient man sich dumm und dämlich. Auf der Strecke bleibt dabei die lokale Bevölkerung, für die der Wohnungsraum immer knapper wird. Diese Kritik bekommen Vermieter und die Unterkunftsvermittler-Plattformen häufig zu hören. Aktuell gerade in Luzern (BLICK berichtete).
Ursprünglich zumindest war Airbnb eine Plattform für Private: Sie vermieten und mieten dort. Drei solche private Vermieter erzählen BLICK, ob Airbnb tatsächlich eine Goldgrube ist, was an der Kritik dran ist und welche Erfahrungen sie mit dem Vermietgeschäft machen.
Marcel L.* will anonym bleiben. Er vermietet Ferienwohnungen in Luzern, die er geerbt hat – meist an Bekannte. Er selbst lebt nicht in der Stadt am Vierwaldstättersee, will nun aber dorthin zurückkehren. Dieser geplante Umzug hat ihn zum Umdenken gebracht. «Ich habe erst jetzt realisiert, dass der Tourismus nicht nur Geld, sondern leider auch viele Probleme und Unmut in der Bevölkerung mit sich bringt.»
Selbst zum Problem beitragen
Besonders das Argument mit der Wohnungsnot für die lokale Bevölkerung leuchtet ihm ein. «Mir wurde das erst jetzt richtig bewusst, und ich habe mich entschieden, die Wohnungen dem Ferienwohnungsmarkt zu entziehen und Dauermieter zu suchen.» Dazu kommt ein zweiter Punkt: «Ich kann ja nicht in einer Stadt leben, wo ich mich täglich über die Horden von Touristen aufrege, und gleichzeitig davon profitieren und damit alles noch schlimmer machen.»
Ganz anders denkt Airbnb-Vermieter Rainer Karnowski. «Es ist falsch, immer auf Airbnb einzuhauen», sagt er. Damit verteufle man auch den Tourismus. «Wir reisen aber auch, und es wäre unfair, jetzt anderen Touristen ihre Reisen vorzuwerfen und sie einzuschränken.»
Aufwand ist gross
Karnowski besitzt ein Haus und vermietet aktuell sechs Zimmer über die Plattform. Er entkräftet alle Kritikpunkte, wenn es um private Airbnb-Vermieter geht. Etwa die fehlende Wertschöpfung. «Airbnb-Gäste sind nicht diejenigen, die in den Cars kommen, die Stadt stürmen und wieder weg sind.» Viele seiner Gäste greifen tief in die Taschen – für Uhren, Sackmesser oder Schoggi.
Wer als Privater bei Airbnb mitmache, müsse das mit viel Leidenschaft tun. «Klar verdiene ich auch, aber so viel, wie gewisse jetzt sagen, ist es nicht.» Im bisher besten Monat hat er 14'000 Franken eingenommen. Der schlechteste Monat aber liegt mit 4000 Franken deutlich darunter. Im Schnitt sind es 8500 Franken.
Im Vergleich: 6000 Franken könnte er verdienen, wenn er alles als WG-Zimmer vermieten würde. Der Unterschied von 2500 Franken sei nur vermeintlich gross. Da sei nicht abgezogen, dass er täglich fünf Stunden Zeitaufwand hat für Reinigung, Einkauf, Reparaturen, Buchungen und Betreuung. Zudem sei er rund um die Uhr für seine Gäste da, wenn sie etwas brauchten.
Einschränkungen bringen nichts
Airbnb ist nicht der Auslöser für die hohen Mietpreise, ist er überzeugt. Diese seien eine Folge der Wohnungsknappheit. «Mein Haus stand vorher 35 Jahre praktisch leer, die Besitzer waren nur selten da. Jetzt gibts dank Airbnb wieder Leben in der Bude.» Werde Airbnb eingeschränkt, dann würden viele kommerzielle Anbieter ihre Häuser einfach leer lassen. «Das hilft Wohnungssuchenden auch nicht.»
Erfahrung mit Airbnb hat auch Peter Wicki (70). «Ich suchte eine neue Herausforderung», erklärt er seine Motivation. Zu bieten hatte er ein meist leerstehendes Gästezimmer und eine sehr gute Lage. «Meine persönlichen Erfahrungen waren durchaus positiv», so Wicki. Trotzdem will er nun nach der persönlichen Testphase wieder aufhören mit der Vermietung. Er und seine Familie hätten den Aufwand unterschätzt, erklärt er. Sehr geschätzt hat er aber die Begegnungen mit Gästen aus aller Welt. Aber: «Wir suchten weder viel Arbeit noch Geld.»
Wer eine interessante Einnahmequelle sucht, so Wicki, findet die bei Airbnb. 120 Franken plus Reinigung bringe ein einzelnes Zimmer in Luzern ein. Lukrativer sind ganze Wohnungen: «Bei einer 4-Zimmer-Wohnung bleiben nach Abzug von Wohnungsmiete, Provisionen und allfälliger Reinigungskraft schnell mal 10'000 Franken pro Monat netto hängen.»
*Name geändert