Kurs 1.0070! Nicht einmal mehr einen Rappen teurer als ein Euro war der Franken am 9. August 2011. Vor drei Jahren spitzte sich die Lage dramatisch zu. Die Exportwirtschaft stöhnte unter dem starken Franken.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) musste handeln. Am 6. September zog sie die Notbremse und zurrte den Euro-Wechselkurs bei 1.20 Franken fest. «Wir waren sehr froh über diese Stabilisierung», erinnert sich Barbara Gisi, Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbandes. Ihre Branche lebt von ausländischen Gästen, für die der starke Franken immer noch eine Hemmschwelle darstellt.
Auch die Industrie atmete auf. Swissmem-Präsident Hans Hess: «Der Mindestkurs hat in der Industrie wahrscheinlich Tausende von Arbeitsplätzen gerettet.» Aber noch immer sei der Franken überbewertet. «Die meisten Unternehmen konnten diese Überbewertung mittlerweile teilweise kompensieren.»
Mit Preissenkungen reagierten die Detailhändler auf den starken Franken. Damit nicht noch mehr Schnäppchenjäger im billigeren Euroland einkauften. Doch der Einkaufstourismus floriert weiter. «Ohne Mindestkurs wären die Preisunterschiede zum Ausland heute noch höher», sagt Sara Stalder. Die Preisrunden von Migros, Coop und Co. waren für die Konsumentenschützerin nicht mehr als «Preiskosmetik bei einzelnen Markenprodukten».
Alle von BLICK befragten Experten fordern den Fortbestand der Kursuntergrenze. Doch das hat seinen Preis. «Die Finanzgeschichte hat uns gelehrt, dass es in der Geldpolitik keinen ‹Free Lunch› gibt», sagt Ökonom Klaus Wellershoff. Der Mindestkurs sei eine Notmassnahme gewesen. Europa habe sich inzwischen der Normalität wieder angenähert. «Insofern rechne ich damit, dass die SNB in der Geldpolitik bald wieder Normalität einkehren lässt und den Mindestkurs abschaffen wird.»