Dorfläden bangen um ihre Existenz
Aufruhr bei Denner-Satelliten

Denner ist bekannt für niedrige Preise. Doch damit erdrückt der Discounter auch seine unabhängigen Partner.
Publiziert: 12.02.2017 um 19:58 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:02 Uhr
Denner-Satelliten sollten dem Lädeli-Sterben entgegenwirken.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann und Ulrich Rotzinger

Eigentlich wollte er die Dorfläden retten. Vor 40 Jahren rief Denner-Gründer Karl Schweri (1917–2001) das Satelliten-Konzept ins Leben: Unabhängige Händler führen kleine Geschäfte mit Denner-Produkten. Das System ermöglichte ein dichtes Filialnetz. 279 «Satelliten» gibt es heute. 2016 erzielten sie einen Umsatz von 586 Millionen Franken.

Doch Schweri hinterliess ein schweres Erbe. Was auch daran liegt, dass sich die Satelliten grundsätzlich mit wenig attraktiven Lagen zufriedengeben müssen. Die Kundschaft ist überschaubar. «Ich kann mir keinen anständigen Lohn auszahlen», sagt ein Betreiber. Um seinen Laden am Leben zu halten, verzichtet er auf Ferien, ist täglich im Geschäft und macht am Sonntag das Büro. 70 bis 80 Wochenstunden seien die Regel. Zudem bezahlt der Händler seine Unabhängigkeit damit, dass er das ganze unternehmerische Risiko trägt.

Verkaufen unter Einstandspreis

Hinzu kommt: Von ihrem Handelspartner Denner fühlen sich die Detaillisten weitgehend im Stich gelassen. Weil es ihnen vertraglich verboten ist, mit Medien zu reden, wollen ihre Vertreter im SonntagsBlick nur anonym auftreten. Eine ihrer Klagen: Unter CEO Mario Irminger (51) senke Denner laufend die Preise.

Was gut ist für den Konsumenten, bringt manche Verkäufer aus dem Takt. Teilweise – zum Beispiel während Aktionswochen – müssten sie Produkte unter dem Einstands-Preis verkaufen, erklärt einer.

Viele fühlen sich von Denner zunehmend in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Den Grossteil des Sortiments beziehen die Lädeli-Besitzer von Denner, dürfen aber mit Produkten lokaler Lieferanten eigene Akzente setzen. Es sei denn, diese Ware verkauft sich zu gut.

Den Konsumenten freuts

Was dann geschieht, erklärt einer der Betroffenen so: Gehe ein Nicht-Denner-Angebot weg wie warme Weggli, werde die Denner-Zentrale in Zürich hellhörig, gehe direkt auf den Lieferanten des lokalen Produkts zu und komme selber mit ihm ins Geschäft.

Einer von vielen Streitpunkten: Eichhof-Bier.

Danach dürfe der Satelliten-Betreiber die Ware nur noch über Denner beziehen. Zu einem neuen Preis. Der aber sei so niedrig, dass der Detaillist viel weniger daran verdiene als vorher. So geschah es vergangenes Jahr mit Sixpacks von Eichhof-Bier. 

Aktuell erhalten die Satelliten ein Lifting; neu heissen sie «Denner Partner». Die in die Jahre gekommenen Läden sollen moderner werden, unter anderem mit einem Frischebereich beim Eingang. Der Umbau wird zwar von Denner mitfinanziert, ist für die Detaillisten aber trotzdem teuer.

Und obwohl der Wechsel vom «Satelliten» zum «Partner»  freiwillig ist, wie es bei Denner heisst, fühlen sich die betroffenen Unternehmer gleichwohl unter Druck gesetzt. 

Knochenjob im Dorfladen

Quellen bei Denner selbst stützen die Vorwürfe, wollen aber ebenfalls anonym bleiben. Offiziell bestreitet der Discounter den Sachverhalt jedoch vehement. Kein Detaillist werde gezwungen, unter Einstandspreis zu verkaufen, schreibt ein Sprecher. Die Marge sei stabil geblieben, über das gesamte Netz und über alle Produkte gesehen sogar um 0,3 Prozent gestiegen.

Welcher Knochenjob es ist, solche Dorfläden zu führen, weiss aber auch Denner: «Dass die Luft für Kleinstläden zunehmend dünner wird, liegt am verschärften Wettbewerbsdruck und dem eurokurs-bedingten Grenzeinkauf.»

Da sei auch ein Grund für das neue «Partner»-Konzept. «Denner ist überzeugt davon, dass das die richtige Lösung ist, um die Erfolgsgeschichte der selbständigen Detaillisten auch unter den heutigen Marktvoraussetzungen fortzuschreiben.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.