Eine der gefürchteten Komplikationen bei Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung ist ein sogenannter «Zytokinsturm» mit einer sich überschlagenden und den ganzen Körper schädigenden Entzündungsreaktion. Roche untersucht nun, inwiefern sich der Wirkstoff Tocilizumab dagegen einsetzen lässt. Der Wirkstoff ist in einem Arthritis-Medikament des Pharmaunternehmens und hat in China in einigen Fällen bereits Linderung verschafft.
Für die Behandlung von Covid-19 durch SARS-CoV-2-Erreger existieren viele Konzepte, ebenso viele anekdotische Befunde. Doch klinische Studien unter Placebokontrolle mit zufälliger Zuteilung der Probanden fehlen durchgehend. Damit ist das Wissen um die Wirksamkeit bisher Flickwerk.
Roche will Gegensteuer geben. Mit einer gross angelegten Studie unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers Tocilizumab. Das Untersuchungsdesign ist klassisch. Begonnen wird «mit einer randomisierten (Zufallszuteilung der Probanden) doppelt-blinden (weder Arzt noch Patient wissen, wer was erhält) und Placebo-kontrollierten Phase III-Studie, um Sicherheit und Wirksamkeit» einer intravenösen Gabe des Medikaments bei «hospitalisierten Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung» zu untersuchen, teilte der Konzern mit.
Studie mit 330 Patienten
Alle aufgenommenen Patienten bekommen die beste Standardtherapie plus den monoklonalen Antikörper oder Placebo und werden 60 Tage beobachtet. Insgesamt sollen in die Studie, die von der US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigt wurde, rund 330 Patienten aufgenommen werden.
Entwicklung des klinischen Zustandsbildes, Mortalität, Dauer der notwendigen künstlichen Beatmung und Aufenthaltsdauer auf Intensivstationen sind die Auswertungsparameter. Die wissenschaftliche Untersuchung soll Anfang April gestartet werden.
Tocilizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der seit Jahren mit guten Resultaten in der Behandlung von mittlerer bis moderater chronischer Polyarthritis verwendet wird. Der Wirkstoff blockiert den Rezeptor für einen entzündungsfördernden Immunbotenstoff und soll die Entzündungs-Signalkaskade bei überschiessender Inflammation abschneiden. Gerade das tritt ja bei Sepsis beziehungsweise einem «Zytokinsturm» in den Vordergrund. (ise)