Ausgerechnet der deutsche Discounter Aldi zeigt der Konkurrenz, wie es in Sachen Umweltschutz vorwärtsgeht. Um die Plastikflut einzudämmen, kostet in Deutschland das Raschelsäckli in der Gemüse- und Früchteabteilung neu einen Cent. Bisher waren diese gratis. Aldi Nord und Aldi Süd reagieren mit dem symbolischen Preis auf die zunehmende Kritik der Kunden, zu viel Plastik in ihren Geschäften anzubieten.
Das Einsparpotenzial ist beträchtlich. In Deutschland gingen bisher Jahr für Jahr über drei Milliarden Plastiksäckli über die Ladentheke. Pro Konsument und Jahr immerhin 37 Stück. Mit ein Grund für diese hohe Zahl: Seit die Plastiksäcke an der Kasse etwas kosten, füllen Sparfüchse ihre Einkäufe in Gemüsesäckli ab. Damit soll nun Schluss sein.
Zieht die Konkurrenz mit?
Aldi erhofft sich, dass die Konkurrenten das Modell übernehmen. «Wir würden uns freuen, wenn andere Händler mitziehen», sagt Kristina Bell, bei Aldi Süd für Qualitätssicherung zuständig, der «Süddeutschen Zeitung». Zudem würden die Raschelsäckli ab sofort aus Bioplastik hergestellt. So will man Erdöl sparen. Neu werden auch mehrfach verwertbare Obstnetzli angeboten.
Und in der Schweiz? «Im Bereich Obst und Gemüse bleibt das Angebot an kostenlosen Plastiktüten aus hygienischen und praktischen Gründen für die Befüllung und das Abwiegen der im Lose-Verkauf erhältlichen Produkte vorerst bestehen. Wir suchen in diesem Bereich intensiv nach Alternativen», sagt ein Sprecher zu BLICK.
Multibag als ökologische Alternative
Bei Coop bleibt alles beim Alten. Die Säckli für Obst und Gemüse kostenpflicht zu machen, sei im Moment nicht geplant. «Wir bieten unseren Kunden seit November 2017 mit unserem Multibag aus FSC-zertifizierter Zellulose eine ökologische Alternative an», sagt ein Coop-Sprecher. Bis heute seien davon über 860'000 Stück im Umlauf. «Unsere Kunden können auch ihr eigenes Körbchen, Säckchen oder Tupperware mitnehmen, übrigens auch an den Offentheken», sagt er.
Auch für die Migros sind kostenpflichtige Säckli bei Obst und Gemüse kein Thema. «Die dünnen Plastiksäckchen dienen im Einkaufskorb als Produktschutz und helfen damit, materialintensivere Verpackungen zu vermeiden», sagt eine Sprecherin. Und: «Wir setzen falsche Anreize, wenn wir nur noch die wiederverwendbaren Veggie Bags anbieten, da diese mindestens sechs Mal gebraucht werden müssen, damit sie ökologisch sinnvoller sind.» Die Kunden könnten zudem problemlos auf Säckli verzichten und einfach die Etiketten an der Kasse vorzeigen.
Lidl gibt sich zugeknöpft. «Im Obst- und Gemüsebereich beobachten wir neue Entwicklungen mit grossem Interesse und verfolgen den Markt ständig», heisst es aus der Konzernzentrale in Weinfelden TG.