Octavio Ramiro Rivera Rocabalo. Was für ein Name! Der 58-jährige Bolivianer ist der Typ mit der Panflöte am Flughafen Zürich. Sein Arbeitsplatz seit über einem Viertel Jahrhundert: der Übergang vom Check-in 1 und 2 zum Airport-Center.
Octavio tippt auf sein iPhone, der Evergreen «Besame mucho» verstummt. «Wie in den 90er-Jahren habe ich auch heute noch immer einen Kassettenrecorder dabei.» Er zeigt auf eine Tasche: Zur Sicherheit, falls die moderne Bluetooth-Technik ausfalle.
Neben CDs verkauft er heute auch Prepaid-Karten für den Download seiner Musik. «Der beste Panflötenspieler Lateinamerikas», steht darauf, «ein Souvenir vom Airport Zürich».
«Holà», grüsst er eine Polizei-Patrouille. «Grüezi Octavio.» Der Vater von acht(!) Kindern – sechs leben in der Schweiz und zwei in Rumänien – gehört praktisch zum Inventar des Zürcher Flughafens. Derzeit trifft man ihn zwischen 6:30 und 21:30 Uhr an. «Ich muss ganz schön viel flöten, um die Ausbildung meiner Kinder bezahlen zu können», lacht Octavio. Das Geld mache ihm zwar Sorgen, aber runterziehen lasse er sich deswegen nicht.
Er spielt auch auf Hochzeiten, in Restaurants oder wie an diesem Wochenende auch mal in einer Kirche. Sein Zuhause ist die Schweiz, er wohne bei Freunden, sagt er. Seine Heimat aber ist Cochabamba, die viertgrösste Stadt Boliviens.
«Ich habe dort mehrere Projekte im Bereich Agrotourismus am Laufen», sagt Ocativo. Im September, wenn er das Geld für das Flugticket beisammen habe, fliege er wieder für ein paar Monate nach Cochabamba.
«Im Dezember bin ich wieder im Flughafen. In der Weihnachtszeit sind die Passagiere am spendabelsten», sagt Octavio, der den Reisenden in der Fremde am Flughafen Zürich ein «wenig Heimatgefühl schenken» möchte.
Fremd sind Reisenden die Asservatenkammer.
Oder die Gebetsräume für Christen und Muslime.
Die Waffenkammer des Zolls:
Es gibt aber noch mehr Orte am Airport, die der Passagier nie sieht, wie Kühlschränke für Leichen und Jagdtrophäen.