Im Sommer hat Bundesrätin Doris Leuthard (51) den Schweizer Wirtschaftskapitänen gehörig die Leviten gelesen: «Ich bin von der Wirtschaft enttäuscht», sagte die Magistratin dem SonntagsBlick. Trotz Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative der SVP sehe sie bei den Firmen «noch keine Massnahmen zur Drosselung der Zuwanderung».
Stimmt nicht, kontern die Firmen. Die Kritik aus Bern finden sie unfair. BLICK traf an der Regionalversammlung des Industrieverbands Swissmem in Olten SO die Personalverantwortlichen verschiedener Firmen. Ihr Tenor: Die Schweizer Firmen unternehmen schon viel, um Inländer anzustellen. Keine Firma rekrutiere in Deutschland, nur weil dort Mitarbeiter billiger seien. «Wir müssen aber noch mehr tun», sagt Swissmem-Direktor Peter Dietrich (47).
Die Branche braucht dringend frisches Blut. Jeder zehnte Angestellte der MEM-Branche ist zwischen 60 und 64 Jahre alt. Jährlich werden zwischen 17 000 bis 21 000 Fachkräfte pensioniert und müssen ersetzt werden. Bis in fünf Jahren sind das bereits 100 000 Abgänge.
Diese zu ersetzen, wird schwierig. Bereits heute kämpft die Branche mit Nachwuchsproblemen. Bei den Maschinisten, Ingenieuren, Technikern und Informatikern herrschen bereits Lücken. Leuthards Forderung, diese nur mit Inländern zu schliessen, ist nicht so einfach umsetzbar. Laut Dietrich führt daran aber «kein Weg vorbei». Das grösste Potenzial sieht er für seine Branche noch bei den Jungen, Frauen und älteren Mitarbeitern.