Die grosse Wut nach dem Hypozins-Schock
«Bern soll sich raushalten»

Die Finma will Hausund Wohnungsbesitzer zwingen, ihre Hypotheken schneller abzuzahlen. Dies hat Sonntags-Blick vor einer Woche aufgedeckt. Nun wehren sich die Betroffenen.
Publiziert: 13.04.2014 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:17 Uhr
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Marcus Naegeli (66) ist diplomierter Bauführer. Später wechselte er in die Versicherungsbranche. Nachdem seine drei Kinder ausgeflogen waren, kaufte er sich in Rikon ZH mit seiner Ehefrau eine Eigentumswohnung. Von neuen Auflagen hält er nicht viel. «Die Banken sollen das Risiko selber tragen», sagt er. Das sei doch ihre Aufgabe.
Foto: Sabine Wunderlin

Ortstermin in Nürensdorf ZH. Unternehmer Roland Jost (56) steht vor einem seiner Mehrfamilienhäuser. Die Sonne scheint, doch seine Stimmung ist getrübt: Er will sich nicht vom Staat vorschreiben lassen, wie er sein Geld investieren soll. Deshalb ist er gegen eine Zwangsamortisation der Hypotheken. Diese will die Finanzmarktaufsicht (Finma) einführen. Sie hätte zur Folge, dass alle künftigen Hypothekarnehmer einen Einheitssatz von fünf Prozent bezahlen müssten. Das wäre rund doppelt so viel wie der heutige Marktzins.

«Solange Pensionskassengelder verwendet werden können, um ein Haus zu kaufen, machen diese neuen Regeln keinen Sinn», sagt Jost. Man könne nicht Hausbesitzer animieren, die angesparten Gelder auszugeben – und dann die gleichen Leute zum Zwangssparen bitten. So wie Jost geht es vielen Eigenheimbesitzern, die von den Plänen der Finma erfahren haben.

Zwischen Banken und der Behörde ist es in den letzten Wochen zum offenen Konflikt gekommen. Nach dem Scheitern der Gespräche liegt der Ball beim Finanzdepartement (EFD). «Wir führen nun eine Lagebeurteilung unter Beizug der Experten von Nationalbank und Finma durch», sagt EFD-Sprecher Roland Meier. Ein Entscheid werde im Laufe des Frühlings gefällt, das Problem dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Dass die Hausbesitzer und jene, die es werden wollen, zur Kasse gebeten werden, sei klar. «Die zusätzlichen Massnahmen müssen auf der Nachfrageseite ansetzen», so Meier weiter. Die Stabilität der Banken sei bereits mit den verschärften Eigenkapitalvorschriften erhöht worden.

Auch die Finma lässt keinen Zweifel daran, dass sie weitere Markteingriffe für zwingend hält. «Angesprochen sind insbesondere Massnahmen, welche die Tragbarkeit langfristig sicherstellen und so eine nachhaltigere Hypothekarvergabe bewirken sollen», sagt Finma-Sprecher Vinzenz Mathys.

Die Banken halten diese Eingriffe für falsch. «Die Finma täte gut daran, sich nicht zu sehr einzumischen», sagte Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz im BLICK. Die Banken hätten ihre Hausaufgaben gemacht und die Hypotheken gut abgesichert. Vincenz bietet aber Hand für einen Kompromiss: Statt in 20 Jahren sollten Hypotheken schon in 15 Jahren abbezahlt werden. Dies geht den Behörden aber zu wenig weit.

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