Prof. Dr. Roland Schaer weiss, wie man Zeit zu Geld macht. Ab 2000 war er Präsident des Verwaltungsrates und Konzernchef bei der Krankenkasse KPT. Als er 2007 die operative Leitung aufgab, verdiente er weiter über eine halbe Million Franken – für einen Halbtagesjob.
Im Juni 2006 lancierte Schaer seinen gewagtesten Coup: die Gründung der KPT-Mitarbeiterstiftung. Nun konnten sich Angestellte, Geschäftsleitungs- und VR-Mitglieder an der KPT Versicherungen AG beteiligen. Diese führte das private Zusatzversicherungsgeschäft.
Der Ausgabepreis der Aktien belief sich damals auf schlappe 28 Franken. Er basierte gemäss Revisionsstelle auf «dem steuerlichen Aktienwert», dem der durchschnittliche Gewinn der letzten zwei Jahre zugrunde liege. Seither explodierten weder die Gewinne, noch gab es einen signifikanten Anstieg der Bilanzsumme. Dennoch war die Aktie Anfang Juni plötzlich 600 Franken wert. Dies war das Resultat der Bewertung durch die Investmentbank von Sal. Oppenheim. Das seltsame Aktienwunder des Professor Schaer machte SonntagsBlick publik.
Als die skandalöse Geldvermehrung vor einer Woche bekannt wurde, hatte sich Schaers Traum vom goldenen Abgang längst erfüllt. Offiziell verzichtete Schaer im April 2009 auf eine «turnusgemässe Wiederwahl» als VR-Präsident. Er liess sich aus seinen fetten Berater- und Lizenzverträgen mit der KPT herauskaufen und gab seine Mitarbeiteraktien zurück. Dafür erhielt er gemäss Insidern mehr als zwei Millionen Franken.
Schaer war für die KPT zur Hypothek geworden. Wegen seiner Forderungen in Millionenhöhe und seines Aktienbeteiligungsprogramms platzte die Fusion mit der Krankenkasse Concordia. Diese war im Juni 2006 angekündigt worden. Nach dem Scheitern des Deals mit Concordia galt: Mit dem Juristen Schaer an der Spitze war die KPT nicht fusionsfähig. Die Verhandlungen über den Abgang endeten mit der Millionenabfindung.
Jetzt ist wieder ein Zusammenschluss geplant: mit der Sanitas. Diese verlangt aber die Auflösung der Mitarbeiterstiftung und den Rückkauf der Aktien. Daher profitieren nun 381 KPT-Angehörige vom Aktienwunder. Die Angestellten mit ein paar Zehntausend Franken, die Chefs im Schnitt mit mehr als einer Million!
Schaers heute pensionierte Nummer zwei bei der KPT, Etienne Habegger, kassiert gar 1,8 Millionen Franken. Er besitzt laut Insidern 3000 Aktien. Im Gegensatz zu Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen, dürfen Rentner ihre KPT-Titel behalten. Habegger erzielt damit einen Gewinn von 1,7 Millionen Franken.
Habegger wollte sich gegenüber SonntagsBlick nicht äussern, auch Schaer war nicht zu sprechen. Er dürfte seinen Reibach in Florida geniessen: In Cape Coral besitzt er ein Ferienhaus an der Sonne, Motorboot inklusive.
30. April 2010: Letzter Bezugstermin für Mitarbeiteraktien.
10. Mai: Ankündigung der Fusion mit der KPT.
30. April 2010: Letzter Bezugstermin für Mitarbeiteraktien.
10. Mai: Ankündigung der Fusion mit der KPT.