Gegen den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (61) läuft ein Verfahren der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Damit geht er nun selbst an die Öffentlichkeit: «Ich bin von der Finma am 1. November 2017 darüber informiert worden, dass im Zuge des Verfahrens gegen Raiffeisen Schweiz auch gegen mich persönlich ein Enforcement-Verfahren eröffnet worden ist», teilt Vincenz am Sonntagabend mit.
Untersucht würde die Handhabung möglicher Interessenkonflikte während seiner Zeit bei Raiffeisen. «Ich bin der Ansicht, potenzielle Interessenskonflikte mit der notwendigen Sorgfalt behandelt zu haben, und habe der Finma für die Untersuchung meine volle Unterstützung zugesichert», sagt Vincenz, der momentan Verwaltungsratspräsident bei Helvetia ist.
Die Versicherung hält an Vincenz fest – trotz Verfahren. «Der Verwaltungsrat sieht keinen Anlass, das Verwaltungsratspräsidium von Herrn Vincenz in Frage zu stellen. Helvetia ist von dieser Untersuchung nicht betroffen», heisst es in einer Medienmitteilung. Sie stehe in keinem Zusammenhang mit der Tätigkeit von Vincenz bei Helvetia.
Finma untersucht Übernahmen durch Raiffeisen
Dass die Finma gegen die Raiffeisen ermittelt, war bereits bekannt. Ein Raiffeisen-Sprecher bestätigte letzten Montag eine entsprechende Information der «SonntagsZeitung». Genaueres dazu gab er aber nicht bekannt.
Die Finma selbst bestätigt, einen Beauftragten eingesetzt zu haben, um Corporate-Governance-Themen bei der Raiffeisen zu untersuchen. Nachdem der Beauftragte seine Ergebnisse vorgelegt hatte, eröffnete die Finma demnach ein Verfahren. Weitere Auskünfte erteilt auch die Aufsichtsbehörde mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht.
Laut dem Zeitungsbericht liegt ein von der Finma angeforderter Bericht der Revisionsfirma Deloitte inzwischen bei der Aufsichtsbehörde. Untersucht worden seien auch Übernahmen durch Raiffeisen oder verbundene Unternehmen. Raiffeisen hatte unter anderem die Privatbank Wegelin gekauft und war beim Finanzunternehmen Leonteq eingestiegen. (bsh/SDA)