Die Zahlen sprechen für sich: 2,2 Millionen Menschen überqueren täglich die Schweizer Grenze. Aber nur 3,6 Prozent von ihnen nutzen den Zug. Alle anderen fahren Auto. Fussgänger oder Nutzer von Velos und Fernbussen wurden in der Erhebung des Bundesamts für Statistik nicht erfasst.
Die geringe Nutzung ihres internationalen Angebots gibt der Bahn zu denken. In einem Beitrag des SBB-Intranets heisst es nüchtern: «Offensichtlich ist es dem motorisierten Individualverkehr im Vergleich zur Eisenbahn viel einfacher gefallen, auf die steigende Nachfrage nach grenzquerenden Fahrten zu reagieren.»
Das Auto hat die Nase vorn
Auch innerhalb der Schweiz hat das Auto den Kühler vorn. Immerhin nehmen 16,8 Prozent sämtlicher Reisenden den Zug. Weil aber immer mehr ins Ausland fahren, wollen die SBB auch solche Passagiere bedienen: «Hier zeigt sich ein Potenzial für die Eisenbahn, das die SBB zusammen mit ihren Partnern in verschiedenen Projekten aktiv angeht.»
Auf Anfrage von SonntagsBlick sehen die SBB kein Versäumnis bei sich, sondern bei den Kantonen. «Das regionale Angebot wird von den Kantonen bestellt.» Man wolle aber zur Entlastung der stark ausgelasteten Strassen beitragen.
Mehr Züge nach München und Mailand
Derzeit gibt es 23 Bahnstrecken, die ins Ausland führen. Eine 24. im Tessin ist geplant. «Ein grenzquerender Übergang bei Stabio, also zwischen Mendrisio und Varese», so SBB-Sprecher Oli Dischoe.
Doch er schränkt ein: «Entscheidend ist nicht nur die Zahl der Grenzübergänge, sondern auch das gefahrene Angebot.» Deshalb soll es nun ausgebaut werden.
An mehreren Grenzen sind zusätzliche oder völlig neue Verbindungen geplant. So etwa die neue Direktverbindung von Frankfurt (D) nach Mailand (I) via Luzern.
Zudem gibt es mehr Verbindungen nach Stuttgart (D). Sobald die Bahnstrecke durchs süddeutsche Allgäu elektrifiziert ist, soll es auch mehr Züge nach München (D) geben. Solche Ausbaupläne haben ihren Grund: 62,8 Prozent aller SBB-Fahrten über die Grenze führen nach Deutschland.