Die Apothekenkette Zur Rose hat das richtige Rezept
Ein gesunder Börsenstart

Hunderte Millionen Erlös erzielte die Online-Apotheke Zur Rose durch ihre Aktienemission. Warum wagen nicht mehr Schweizer Unternehmen diesen Schritt?
Publiziert: 09.07.2017 um 18:25 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:54 Uhr
Der Medikamenten-Versandhandel gerade für chronisch Kranke hat grosses Potenzial.
Foto: GAETAN BALLY
Christian Kolbe

Gesundes Wachstum, kombiniert mit dem Zalando-Effekt: Mit diesem Rezept hat die Versandapotheke Zur Rose viele Anleger dazu gebracht, ihre Aktien zu kaufen. Der Titel, erst seit Donnerstag an der Börse gehandelt, spülte dem Unternehmen über 200 Millionen frisches Geld in die Kasse.

Was für die Apotheke Zur Rose die richtige Medizin ist, könnte auch auf andere Unternehmen eine heilsame Wirkung haben, sogar ein neues Kapitel in ihrer Firmengeschichte schreiben helfen.

Welche Wirkstoffe es dafür braucht, weiss Andreas Neumann (53), Leiter Aktienkapitalmarkt bei der Zürcher Kantonalbank: «Für ­einen Börsengang braucht es ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell, ein erfahrenes Management und eine gewisse Grösse des Unternehmens. Im Idealfall erwirtschaftet die Firma bereits Gewinne.»

Noch keinen Gewinn

Diesen Idealfall hat Zur Rose noch nicht erreicht, das Geschäft wirft derzeit keinen Gewinn ab. In der Hoffnung auf rosige Zeiten setzen Firma und Investoren jetzt auf Deutschland. Dort läuft eine grosse Werbekampagne, das Marktpotenzial sei riesig, sagen Branchenkenner. Gerade für Patienten mit chronischen Krankheiten, die regelmässig Medikamente brauchen, ist der Versand eine willkommene Alternative zum Gang in die Apotheke.

Die zweite Halbzeit des Börsenjahres hat eben erst begonnen, und schon tummeln sich vier neue Firmen auf dem Parkett. «Das Umfeld für Börsengänge ist gut», sagt Hanspeter Gehrer (54), der für die Bank Vontobel Firmen beim Gang an die Börse begleitet. «Die Zinsen sind tief, deshalb steigt die Bereitschaft, Geld in Aktien zu investieren.»

Weitere Schweizer Unternehmen wollen an die Börse

Mit der Zuger Industriefirma Landis & Gyr könnte die Schweizer Börse schon bald einen weiteren Neuzugang verzeichnen. Toshiba, Besitzer der Schweizer Industrie-Ikone, braucht dringend Geld und möchte mit dem Verkauf von Landis & Gyr Kasse machen. Kehrt der Produzent intelligenter Stromzähler tatsächlich an die Schweizer Börse zurück, gäbe es in diesem Jahr fünf Börsengänge – gleich ­viele wie im Vorjahr!

Während in Europa im ersten Halbjahr 2017 mehr als 150 Firmen zu Aktiengesellschaften wurden, ist in der Schweiz der Gang an den Kapitalmarkt noch immer die Ausnahme. «In der Schweiz gibt es viele gut kapitalisierte Unternehmen, die nicht zwingend auf einen Börsengang angewiesen sind, um sich neues Geld zu besorgen», sagt Vontobel-Mann Gehrer.

Dank rekordtiefer Zinsen stehen Unternehmen, die den nächsten Wachstumsschritt planen, andere Wege offen: Sie borgen sich Geld bei der Bank oder verschulden sich über die Ausgabe von Obligationen. Denn ein Gang an die Börse ist für Unternehmen mit sehr viel Arbeit verbunden – ein Aufwand, den sich viele ersparen ­wollen.

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Börsengang mit Nebenwirkungen

Zürich – Schweizer Börse Six in Zürich: Walter Oberhänsli blickt gebannt auf den grossen Bildschirm. Als auf der Anzeige der Börsenkurs von 151 Franken aufblitzt, zieht sich ein breites Lächeln über sein Gesicht. Der Zur-Rose-Chef erwartete zum Börsendebüt nur 140 Franken pro Aktie. «Einen solchen Start hätte ich mir nicht erträumen lassen», sagt er zu BLICK. Später kletterte der Kurs sogar auf 159.90 Franken. Den damit erzielten Erlös von 233 Millionen Franken will Oberhänsli in die Expansion in Deutschland – dort ist die Online-Apotheke unter dem Namen DocMorris tätig – und der Schweiz stecken. Mit dem Börsengang muss der Ostschweizer die Gehälter offenlegen: Die vierköpfige Geschäftsleitung um Oberhänsli verdient zusammen 3,5 Millionen Franken.

Zürich – Schweizer Börse Six in Zürich: Walter Oberhänsli blickt gebannt auf den grossen Bildschirm. Als auf der Anzeige der Börsenkurs von 151 Franken aufblitzt, zieht sich ein breites Lächeln über sein Gesicht. Der Zur-Rose-Chef erwartete zum Börsendebüt nur 140 Franken pro Aktie. «Einen solchen Start hätte ich mir nicht erträumen lassen», sagt er zu BLICK. Später kletterte der Kurs sogar auf 159.90 Franken. Den damit erzielten Erlös von 233 Millionen Franken will Oberhänsli in die Expansion in Deutschland – dort ist die Online-Apotheke unter dem Namen DocMorris tätig – und der Schweiz stecken. Mit dem Börsengang muss der Ostschweizer die Gehälter offenlegen: Die vierköpfige Geschäftsleitung um Oberhänsli verdient zusammen 3,5 Millionen Franken.

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