Deutsche Verlage zocken Schweizer ab
Coop schmeisst deutsche Heftli aus den Regalen

Deutsche Verlage zocken Schweizer Leser schamlos ab. Nun greift Coop durch: Der Händler stoppt den Verkauf von 13 ausländischen Magazinen.
Publiziert: 15.03.2015 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 01:24 Uhr
Coop-Vizechef Philipp Wyss nimmt Magazine ausländischer Verlage aus dem Regal.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Ulrich Rotzinger

Stolze Fr. 5.50 zahlen Schweizer Leser am Kiosk für das Klatschheft «Gala». In Deutschland beträgt der Preis umgerechnet nur Fr. 3.10. Das Magazin «Spiegel» kostet bei uns Fr. 7.40, in Deutschland Fr. 4.90. Noch krasser ist die Differenz bei «Micky Maus»: Schweizer Kinder zahlen mehr als das Doppelte des deutschen Preises.

«Eine rationale Erklärung für den Schweiz-Zuschlag gibt es nicht», sagt Philipp Wyss (49). «Die Auslandspresse diskriminiert uns Schweizer», wettert der Vizechef von Coop.

Deutsche Presseerzeugnisse waren in der Schweiz schon immer teurer. Seit der Aufhebung des Mindestkurses Mitte Januar hat sich die Schere aber nochmals geöffnet. Coop schrieb an alle Lieferanten und forderte: «Geben Sie die Währungsgewinne uneingeschränkt weiter!»

Laut Wyss sind neun von zehn Markenlieferanten dem Aufruf gefolgt. Die Verlage sperren sich jedoch dagegen. Alle Schreiben von Coop blieben unbeantwortet.

Wyss lässt den Worten nun Taten folgen: Er wirft die Währungsabzocker kurzerhand aus dem Sortiment. Ab Montag ist Schluss mit «Gala», «Spiegel», «Micky Maus» und zehn weiteren Titeln deutscher, französischer und italienischer Verlage. Anstelle der Helftli installiert Coop den Hinweis: «Genug ist genug. Stopp Wechselkurs-Profiteure».

Applaus erhält Wyss vom Preisüberwacher. Stefan Meierhans (46) kämpft seit Jahren gegen die Wucherpreise bei den Importheftli – ohne grossen Erfolg. «Die Verlage sehen, dass man in der Schweiz mehr holen kann und nutzen ihre Marktmacht aus.»

Coop listet nicht zum ersten Mal Artikel aus. Im Sommer 2011 warf der Händler 95 Markenprodukte aus den Regalen. Das zahlte sich aus: Ein paar Monate später waren die Produkte wieder im Sortiment – 10 bis 15 Prozent günstiger als vorher. Müsste Coop heute nicht auch bei Lebensmitteln und Kosmetika mit härteren Bandagen kämpfen? Wyss will abwarten. «Mit den meisten sind die Verhandlungen positiv verlaufen. Gegenwärtig haben wir aber bei gewissen Markenherstellern die Lieferungen gestoppt und importieren deren Produkte parallel», sagt er. Wenn das nichts bringe, greife man auch hier zu Auslistungen.

Wyss kann auch Verhandlungserfolge verbuchen.  «Ab morgen werden wir die Preise von 3000 weiteren Produkten um vier bis 15 Prozent senken.» Die Zahl der seit Mitte Januar verbilligten Produkte steigt damit auf über 10'000.

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