Eigentlich wollte Michael Pieper (68) kürzertreten, in die Karibik reisen oder sich mit seinen Milliarden auf dem Konto später auch noch nach einem Weinberg umsehen. Doch davon wird wohl vorerst nichts. Denn diese Woche kündigte Pieper seinen Einstieg bei der Arbonia Forster (AFG) an. Der zuletzt glücklose Edgar Oehler (72) verkaufte ihm seine Beteiligung.
Die AFG-Aktionäre machten nach der Ankündigung wohl Luftsprünge. Sie wissen: Pieper kann wie kaum ein anderer in der Schweiz marode Firmen sanieren. Und so stieg die AFG-Aktie noch am Tag der Bekanntgabe an der Börse um über 20 Prozent.
Wie funktioniert der Mann, der noch heute täglich um fünf im Büro steht und Firmen kauft wie andere Socken oder Schuhe?
«Ich habe immer 20 bis 30 Firmen im Visier», verrät Pieper im Gespräch mit BLICK. «Gibt es eine Veränderung im Aktionariat, etwa wenn ein Grossaktionär keinen Nachfolger findet, prüfe ich einen Einstieg.» So simpel ist das also.
Kurzfristige Gewinne interessieren ihn nicht. Der Begriff Heuschrecke ist ihm ein Graus. «Ich habe die Firma Franke von meinem Vater geerbt. Ich möchte meine verschiedenen Beteiligungen für kommende Generationen weiterentwickeln und erhalten.»
Michael Pieper, der schon mit zwei Jahren von seinem Vater in die Firma mitgenommen wurde, ist laut «Bilanz» 3,5 Milliarden Franken schwer. Das macht ihn laut «Forbes» zur Nummer 8 in der Schweiz und zur Nummer 580 unter den Reichsten in der Welt.
Mit seiner Franke-Gruppe ist er einer der grössten Küchenhersteller der Welt. Zu den Kunden gehören McDonald’s oder Starbucks.
Mit seinen Beteiligungen an den Firmen Forbo, Feintool, Autoneum und Rieter ist Pieper in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Figuren in der Schweizer Industrie geworden. Und Pieper war auch einst Hauptfinanzierer der Fluggesellschaft Crossair von Moritz Suter, aus der die heutige Swiss entstanden ist.
An der neu geposteten AFG interessiere ihn die Ausrichtung auf die Gebäudetechnologie, sagt er. «Alles spricht von der 2000-Watt-Gesellschaft, vom Energiesparen.» Hier sieht er gewaltige Chancen.
Die Arbeit, das Firmenkaufen, bestimmt also immer noch sein Leben. Immerhin, seine Nachfolge hat Michael Pieper schon geplant: «Mein Sohn ist operativ bei Franke tätig, meine Tochter sitzt im Verwaltungsrat beim Mutterkonzern Artemis.»