Ein witziger Werbespot von Schweiz Tourismus sollte mögliche Gäste aus Übersee noch umstimmen. Ferien ohne Drama? Dann die Schweiz. Mit diesem Slogan wirbt Roger Federer rund um die Welt für Ferien in der Schweiz. Doch wegen der Pandemie bleiben die Gäste insbesondere aus Asien länger als erwartet aus.
«Die Gipfel sind verwaist und die Kassen bleiben leer», schreibt die «Deutsche Welle» (DW) in einer Reportage über den Schweizer Tourismussommer 2021. Vor der Corona-Krise gehörten gerade Schweizer Gletscherspektakel wie auf dem Titlis zum Mussprogramm von Reisenden aus Übersee – meist Asiaten, viele von ihnen Inder und Chinesen. Allein auf dem Titlis waren das bis zu 5000 Touristen täglich.
Im Mai und Juni habe es noch volle Gondeln mit asiatischen Gästen gegeben, sagt Fabian Appenzeller von den Titlis Bergbahnen. Damit werde die ruhige Sommersaison wettgemacht – ganzjährig betrachtet seien die Bahnen dadurch ausgelastet. Doch Zahlen wie vor der Pandemie sehe man wohl erst wieder 2023, so Appenzeller.
Stiller Titlis
Diesen Sommer ist es still auf dem Titlis. Die Gäste aus Übersee fehlen aber nicht nur dort: «Seit dem Zweiten Weltkrieg sind nicht mehr so wenig Hotelübernachtungen zustande gekommen», sagt Jörg Krebs, Leiter Deutschland und Direktor Zentraleuropa und Mittlerer Osten von Schweiz Tourismus.
Engelberg OW, von wo aus die Titlis-Drehseilbahn die Gäste auf 3020 m ü. M. bringt, sieht immerhin rund 50 Prozent mehr Buchungen als noch 2020. Touristen aus Übersee fehlen, dabei gab es deutliche Zunahmen von Gästen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten, wie Andres Lietha erklärt, Leiter von Engelberg-Titlis Tourismus.
Unwetter haben die Zufahrt nach Engelberg in diesen Tagen erschwert. Der Strassen- und Schienenverkehr waren zeitweise unterbrochen – was die eingebrochenen Besucherzahlen noch zusätzlich knickt.
Nicht länger Umsatzmaximierung
Derweil besinne man sich auf Engelbergs Tradition seiner Kur- und Luxushotels und auf die Natur, so Tourismus-Chef Lietha. Es werde in Zukunft wohl weniger Gruppenreisende aus Asien, dafür mehr Individualtouristen geben. Dafür wird viel modernisiert und neu gebaut.
Vorzeigeprojekt ist das «Kempinski Palace Engelberg Titlis Swiss Alps». Ein chinesischer Investor liess das Grandhotel aufwändig in fünfjähriger Bauzeit renovieren. Die teuren Zimmer und Suiten haben internationale, zahlungskräftige Kunden im Visier. Wegen der Pandemie wird das Fünf-Sterne-Haus nur langsam hochgefahren.
Ob die Drehgondel-füllenden Reisegruppen aus Asien nach einer pandemiebedingten Pause wieder kommen, das weiss man auch in Engelberg und auf dem Titlis nicht. Umsatzmaximierung werde wohl nicht länger die oberste Devise sein, folgert die DW-Reportage. Sondern Resilienz und Flexibilität, um auch auf eventuelle neue Krisen reagieren zu können. (kes)