Tief in der bernischen Provinz hat eine Firma von Weltruf ihren Sitz. Mit hochkomplexen Anlagen für die Blechbearbeitung mischt die Bystronic aus Niederönz BE international ganz vorne mit. Sie ist global der drittgrösste Player, ihre Laser gelten als Rolls-Royce der Branche. Sie kosten schnell über eine halbe Million Franken.
Die Bystronic geht hoch ambitioniert zu Werk. «Laserschneiden mit Überlichtgeschwindigkeit» versprach das Unternehmen vergangenes Jahr stolz. Damit war der neue Zehn-Kilowatt-Laser gemeint. Die Branche staunte, denn Kilowatt bedeuten Tempo. Und zehn Kilowatt waren eine Weltneuheit, viermal schneller als der Standard. Das Resultat: viermal mehr Teile, die in der gleichen Zeit aus einem Blech geschnitten werden können. Für Bystronics Kunden ein Vorteil im Rennen um Aufträge. Denn Tempo bedeutet mehr Umsatz.
Nun aber musste Bystronic von «Lichtgeschwindigkeit» in den Krebsgang wechseln. Der neue Super-Laser bockt. Rund 160 Anlagen sind betroffen, die an Kunden in Europa, Nordamerika und Asien geliefert wurden. Die Berner müssen ihre neuen Laser im Feld unplanmässig umbauen. SonntagsBlick liegen entsprechende Auszüge aus Intranet-Dokumenten des Unternehmens vor.
Beträchtlicher Imageschaden
Besonders bitter: Den streikenden Schneidkopf hat Bystronic selbst entwickelt und eigens einen Reinraum dafür gebaut – klinisch rein, weil Verschmutzungen Geld kosten. Auch im Fall des Laser-Flops geht es um Verunreinigungen. Interne Quellen sprechen von ersten Rechtsstreitigkeiten mit Kunden, die sich über Produktionsausfälle beklagen: «Es stehen Schadenersatzforderungen im Raum.»
Auch ein beträchtlicher Imageschaden droht, wirbt das Unternehmen doch mit Schweizer Know-how. Die Angelegenheit zieht sich seit Monaten in die Länge. Bystronic hatte extra eine Taskforce gegründet. Ein Projektteam, so das Firmen-Intranet, sucht derzeit fieberhaft nach der Ursache für die Verschmutzung. CEO Alex Waser riss kürzlich, wie Anwesende berichten, der Geduldsfaden. Vor versammelter Belegschaft in Niederönz fluchte er: «Das ist nicht Bystronic, das ist eine Schweinerei!»
Auf Anfrage bestätigt das Unternehmen die Probleme: Beim neuen Schneidkopf könne es unter besonderen Betriebszuständen zu einer Beeinträchtigung der Laseroptik im Schneidkopf kommen. «Das lösen wir nun mit einer technischen Verbesserung», verspricht Sprecher Jean-Pierre Neuhaus. Schadenersatzforderungen dementiert er.
Die Laser sind die Cashcow der Gruppe
Wie der Sportartikelhersteller Mammut gehört Bystronic zur Zürcher Mischgruppe Conzzeta. Mit 653 Millionen Franken Umsatz 2016 sind die Laser die Cashcow der Gruppe. «Aus heutiger Sicht» habe das Ganze keinen «spürbaren Einfluss» auf die Geschäftszahlen, so Neuhaus. Zu Entlassungen komme es nicht.
Good News für die Gegend. Und für über 500 Angestellte. Die Firma ist überlebenswichtig für die Randregion. Der ehemalige Gemeindepräsident sagte der «Berner Zeitung»: «Wenn es der Bystronic schlecht geht, schadet dies der ganzen Region.»