Der neuste Coup von Patrik Stöckli
Schweizer Pornokönig will Beate Uhse kaufen

Publiziert: 25.08.2007 um 17:49 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:36 Uhr
Von Roman Seiler
Der börsenkotierte Sex-Konzern Beate Uhse wollte Patrik Stöcklis Erotikmärkte übernehmen. Nun dreht der Schweizer Marktleader den Spiess um.

Marathons läuft Patrik Stöckli (49) nicht mehr. Das halten seine Knie nicht aus. Jetzt golft er wie besessen. Gut möglich, dass sich der Branchenleader im Pornogeschäft in Zukunft weniger Zeit für sein Hobby nehmen kann. Der Besitzer von 16 Erotikmärkten hegt hochfliegende Pläne. Im Visier hat er niemand Geringeres als den deutschen Branchenriesen Beate Uhse, der seit 1999 an der Börse kotiert ist. Stöckli: «Ich will Uhse kaufen – zusammen mit potenten Finanzinvestoren. Klappt es, übernehme ich die operative Leitung des Unternehmens.» Damit drehe er den Spiess um, sagt Stöckli: «Uhse hatte Interesse signalisiert, meine Erotikmärkte zu übernehmen.» Darüber habe er in den letzten Monaten mit Uhse-Vertretern verhandelt.

Jetzt ist der Zeitpunkt für einen Angriff auf Beate Uhse günstig. Die Börsenkapitalisierung des deutschen Sex-Händlers brach auf 241 Millionen Franken ein (siehe Box). UIrich Rothermund (57), Sohn der verstorbenen Firmengründerin Beate Uhse, wäre bereit, seinen Anteil von 26 Prozent zu verkaufen, wenn sich ein passender Investor findet. Auch die Nummer zwei der Konzernleitung, Gerard Cok (59), möchte sich zurückziehen. Er ist über seine Consipio Holding, die 23 Prozent der Aktien hält, der zweitgrösste Aktionär.

Uhse Deutschland muss sich neu erfinden. Deshalb will die Firma wegkommen vom Image des Pornohändlers und neu erotischen «Lifestyle» an bester Lage verkaufen. Konkret heisst das: mehr Liebeshilfen und sexy Dessous statt Pornos.

Genau dieses Konzept hat Stöckli in seinen Erotikmärkten längst umgesetzt. Damit habe er den um zehn Prozent geschrumpften Absatz von Porno-DVDs kompensieren können, sagt Stöckli: «Das Geschäft ist zwar härter geworden. Dennoch sollten wir 2007 einen Umsatz von 24 Millionen Franken erreichen.» Erreicht er sein Budgetziel, beläuft sich sein Gewinn auf stolze 1,5 Millionen Franken.
Was er unter dem neusten Uhse-Stichwort «Wellness» im Sexgeschäft versteht, demonstriert Stöckli in seinen neuen Clubs namens Cruising World in Egerkingen SO, Littau LU und Mels SG. In diesen bis zu 670 Quadratmetern grossen, ganz in Schwarz ausgestatteten höhlenähnlichen Räumlichkeiten können sich «aufgeschlossene Paare» und Singles – egal mit welcher sexuellen Präferenz – auf Liegeplätzen, in abschliessbaren Suiten und der Sauna austoben.

FKK ist erlaubt, wenn man sich aufs Tüechli setzt. Schlarpen können gemietet werden. Verhüterli sind im Eintrittspreis von 30 Franken für Einzelpersonen und 40 Franken für Paare inbegriffen. Überall flimmern Pornos auf grossen Bildschirmen. Dazu gibt es auch Mineralwasser, Bier und Cüpli. Zwei Millionen Franken hat Stöckli investiert. «In Egerkingen und Littau vergnügen sich bereits täglich zwischen 60 und 100 Gäste», sagt der zum Saunabetreiber mutierte Pornokönig.

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Anbieter setzen in der Schweiz 167 Millionen um
Erträge Die goldenen Zeiten für Porno-Händler sind vorbei. Im Internet gibts zu vieles gratis. Heute beläuft sich der Umsatz mit Pornos, Liebeshilfen und sexy Wäsche laut Branchenexperten auf 167 Millionen Franken. 2005 waren es 198 Millionen – ein Minus von 16 Prozent.

So verteilen sich die Umsätze:

Sexshops: Die Einnahmen der drei Marktleader – Erotikmarkt mit 16, Magic X mit 31 und Libosan mit 8 Läden – belaufen sich auf 52 Millionen Franken. Daneben gibt es noch 80 weitere Läden, 70 weniger als 2005.
Total: 62 Mio.Franken.

Satelliten-TV: 50 Anbieter verbreiten Pornos via TV-Satelliten. Wer über eine Empfangsstation verfügt, kann bei Anbietern wie CaTV-Satellitentechnik oder Nasacom Abo-Karten ab 50 bis 540 Franken pro Jahr kaufen.
Total: 12 Mio. Franken.

Telefonsex: Trotz Minutenpreisen von Fr. 4.23 bis Fr. 4.69 sind die Umsätze um einen Viertel eingebrochen. Die Telekomgesellschaften kassieren 14 Prozent der Einnahmen.
Total: 15 Mio. Franken.

Handy: Der boomende Absatz von Bildchen und Filmen per MMS lohnt sich auch für die Telekomfirmen. Sie beanspruchen 40 Prozent der Erträge.
Total: 45 Mio. Franken.

Videotheken: Ein Viertel der Einnahmen erwirtschaften die 250 Läden mit Sexfilmen.
Total: 12 Mio. Franken.

Internet: Schweizer berappen das Runterladen von Filmen oder Livestrip-Angeboten nur ungern per Kreditkarte. Bezahlt wird meist via Telefonrechnung. Die Erträge werden überschätzt: Vieles ist gratis.
Total: 10 Mio. Franken.

Kino: Porno-Pionier Edi Stöckli betreibt elf Abspielstätten. Zusätzliche Einnahmen generieren Videokabinen.
Total: 8 Mio. Franken.

Kioske: Der Absatz von Sexheftli, denen oft auch DVDs beigelegt sind, ist rückläufig.
Total: 2,5 Mio. Franken.
Erträge Die goldenen Zeiten für Porno-Händler sind vorbei. Im Internet gibts zu vieles gratis. Heute beläuft sich der Umsatz mit Pornos, Liebeshilfen und sexy Wäsche laut Branchenexperten auf 167 Millionen Franken. 2005 waren es 198 Millionen – ein Minus von 16 Prozent.

So verteilen sich die Umsätze:

Sexshops: Die Einnahmen der drei Marktleader – Erotikmarkt mit 16, Magic X mit 31 und Libosan mit 8 Läden – belaufen sich auf 52 Millionen Franken. Daneben gibt es noch 80 weitere Läden, 70 weniger als 2005.
Total: 62 Mio.Franken.

Satelliten-TV: 50 Anbieter verbreiten Pornos via TV-Satelliten. Wer über eine Empfangsstation verfügt, kann bei Anbietern wie CaTV-Satellitentechnik oder Nasacom Abo-Karten ab 50 bis 540 Franken pro Jahr kaufen.
Total: 12 Mio. Franken.

Telefonsex: Trotz Minutenpreisen von Fr. 4.23 bis Fr. 4.69 sind die Umsätze um einen Viertel eingebrochen. Die Telekomgesellschaften kassieren 14 Prozent der Einnahmen.
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Handy: Der boomende Absatz von Bildchen und Filmen per MMS lohnt sich auch für die Telekomfirmen. Sie beanspruchen 40 Prozent der Erträge.
Total: 45 Mio. Franken.

Videotheken: Ein Viertel der Einnahmen erwirtschaften die 250 Läden mit Sexfilmen.
Total: 12 Mio. Franken.

Internet: Schweizer berappen das Runterladen von Filmen oder Livestrip-Angeboten nur ungern per Kreditkarte. Bezahlt wird meist via Telefonrechnung. Die Erträge werden überschätzt: Vieles ist gratis.
Total: 10 Mio. Franken.

Kino: Porno-Pionier Edi Stöckli betreibt elf Abspielstätten. Zusätzliche Einnahmen generieren Videokabinen.
Total: 8 Mio. Franken.

Kioske: Der Absatz von Sexheftli, denen oft auch DVDs beigelegt sind, ist rückläufig.
Total: 2,5 Mio. Franken.
Aktie ist nicht mehr sexy
«Der Börsengang geriet zum Kultereignis», schrieb das Nachrichtenmagazin «Spiegel» Ende Mai 1999. Die Aktie der deutschen Beate Uhse AG startete mit 13,20 Euro.

Gegründet hatte das Unternehmen die legendäre Beate Uhse, die 2001 im Alter von 81 Jahren starb.

In den letzten Jahren war die Aktie kein Freudenspender. Heute ist der Titel noch 3,1 Euro wert (siehe unten). Der Absatz schrumpft. Statt 4,9 Millionen wie 2006 belief sich der Gewinn im ersten Semester 2007 noch auf 0,9 Millionen Euro.

Das entspricht bei einem Umsatz von 129 Millionen Euro einer Rendite von 0,7 Prozent. Zum Vergleich: Patrick Stöckli erzielt über sechs Prozent.
«Der Börsengang geriet zum Kultereignis», schrieb das Nachrichtenmagazin «Spiegel» Ende Mai 1999. Die Aktie der deutschen Beate Uhse AG startete mit 13,20 Euro.

Gegründet hatte das Unternehmen die legendäre Beate Uhse, die 2001 im Alter von 81 Jahren starb.

In den letzten Jahren war die Aktie kein Freudenspender. Heute ist der Titel noch 3,1 Euro wert (siehe unten). Der Absatz schrumpft. Statt 4,9 Millionen wie 2006 belief sich der Gewinn im ersten Semester 2007 noch auf 0,9 Millionen Euro.

Das entspricht bei einem Umsatz von 129 Millionen Euro einer Rendite von 0,7 Prozent. Zum Vergleich: Patrick Stöckli erzielt über sechs Prozent.
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