Der neue Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer (54)
«Ich bin mitverantwortlich fürs Minder-Debakel»

Der mächtige Wirtschaftsverband gilt als abgehoben und arrogant. Heinz Karrer will das ändern.
Publiziert: 31.08.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:46 Uhr
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«Der Druck, der auf Managern lastet, hat zugenommen.» Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer (54)
Foto: Jean-Guy Python
Von Claudia Stahel

Mit Carsten Schloter und Pierre Wauthier haben sich jüngst zwei Topmanager das Leben genommen. Steckt die Wirtschafts­elite in einer Krise?
Heinz Karrer:
Nein, das glaube ich nicht. Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Mit Carsten Schloter habe ich bei der Swisscom drei Jahre lang zusammengearbeitet. Sein Tod hat mich extrem getroffen. Klar ist: Der Druck, der auf Managern lastet, hat zugenommen. Der Wettbewerb ist intensiver, der mediale Druck grösser. Das spüre ich auch.

Wie gehen Sie damit um?
Wenn mir meine Familie sagt: «Schön, dass wir dich auch wieder einmal sehen», dann weiss ich, dass etwas nicht mehr stimmt, und reagiere sofort darauf. Es ist für mich sehr wichtig, Arbeit, Familie, Freunde und Sport unter einen Hut zu bringen.

Das sagte sich Ihr Vorgänger Rudolf Wehrli wohl auch. Trotzdem schmiss er den Job nach wenigen Monaten, weil ihm die Belastung zu gross wurde.
Sie müssen Nein sagen können. Das braucht Disziplin.

Das heisst, es bleibt bei Ihren zwei Verwaltungsratsmandaten bei Kuoni und Notenstein?
Vorerst ja. Ich bleibe bis spätestens zum Ablauf meiner zwölfmonatigen Kündigungsfrist Chef der Axpo. Damit und mit dem Economiesuisse-Präsidium habe ich genug zu tun.

Sie übernehmen einen Verband, der in der Krise steckt. Economiesuisse gilt als abgehoben und besserwisserisch. Wie ändern Sie das?
Indem wir vermehrt auf Dialog setzen. Wir müssen darüber diskutieren, was die Schweizer Wirtschaft im Vergleich zu den anderen Ländern so stark macht, und das den Leuten auch er­klären.

Das Ja im März zur Abzocker-Initiative von Thomas Minder war ein Debakel für Economiesuisse. Sie sassen die letzten fünf Jahre im Vorstandsausschuss und waren an allen Entscheiden beteiligt.
Stimmt, ich bin mitverantwortlich. Ich bin Teil des Vorstandes gewesen – das ist so. Ich habe die Kampagne mitgetragen, die zur Niederlage geführt hat.

War das Minder-Debakel nicht absehbar?
Doch. Im Nachhinein muss man sagen, dass diese Abstimmung nicht zu gewinnen war.

Im November kommt die 1:12-Initiative vors Volk. Droht eine erneute Niederlage?
Ich hoffe es nicht. Bei der Abzocker-Initiative ging es um die Rechte der Aktio­näre, bei 1:12 geht es um eine staatlich verordnete Lohngrenze. Die Wähler werden diesen Unterschied erkennen.

Die Axpo behaup­tete gegenüber dem SonntagsBlick, sie halte das Verhältnis 1:12 ein. Tatsächlich beträgt die Spanne aber 1:16.
Das war eine unglückliche Aussage einer Drittperson. Mein Lohn hat zwischen 550 000 und diesen 900 000 Franken gependelt. Die maximale Spanne betrug 1:16.

Zumindest bei Economiesuisse erfüllen Sie die 1:12-Initiative. Angeblich kriegen Sie für Ihr 50-Prozent-Pensum 300 000 Franken.
Das ist zu hoch.

Wie viel verdienen Sie denn?
Deutlich weniger.

Was sagt Ihre Frau, wenn Sie weniger Geld nach Hause bringen?
Ich habe eine bescheidene Frau.Das war nie ein Thema bei meinem Entscheid. Ich bringe immer noch einen schönen Betrag heim.

Trotzdem: Wenn Sie nicht mehr Axpo-Chef sind, müssen Sie den Gürtel enger schnallen.
Nein, garantiert nicht. Mit meinen Jungs muss ich allerdings noch sprechen. Die sind 18, 21 und 22 Jahre alt.

Dann wollen sie bestimmt bald ein eigenes Auto. Darauf müssen sie nun verzichten.
Nein. Alle drei haben ein GA. Ein Auto bekommen sie von mir nie geschenkt.

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