Der gelbe Riese sagt Sorry für Münz-Werbebrief
Bauernfängerei im Postheftli

Die Post ging sorglos mit einem Lockvogelangebot um, in dem Gedenkmünzen angepriesen werden. Dieses stellte sie 160'000 Kunden zusammen mit ihrem Briefmarkenmagazins «Die Lupe» zu.
Publiziert: 10.11.2013 um 21:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:05 Uhr
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Dieser Werbebrief lag dem aktuellen Briefmarkenmagazin der Post bei.
Von Ulrich Rotzinger

Sie zählen zu den bevorzugten Bürgerinnen und Bürgern, die heute die Chance erhalten, die begehrte Gedenkprägung ‹1 Franken-­Inlay› besitzen zu können», heisst es diesmal. Ausgewählt sei man, statt später mit 94.50 Franken sei man mit nur 14.95 Franken dabei. Wer schnell bestelle, erhalte eine Armbanduhr gratis dazu.

Absender des Angebots ist das Helvetische Münzkontor. Mit diesem Namen schmückt sich die deutsche Göde-Gruppe, sie hat in Kreuzlingen TG eine Zweigstelle. Nach eigenen Angaben hat sie in der Schweiz über 100'000 Kunden. Erhalten haben den «Auswahl-Bescheid» 160 000 Kunden der Post mit der aktuellen Ausgabe ihres Briefmarken­magazins «Die Lupe».

Schon in der Vergangenheit sorgte Göde mit faulen Tricks, Fantasiemedaillen und Sonderprägungen ohne Kurswert für Schlagzeilen. Auch die Justiz kennt die Firma: Um die Jahrtausendwende auferlegten deutsche Richter der Firma ein Werbeverbot für eine Gedenkmünze. Bis heute kritisierten deutschsprachige Konsumentenverbände immer wieder die Werbemethoden. Im aktuellen Fall etwa, dass Käufer regelmässig jeden Monat «Raritäten» mit einem Preisvorteil zur Ansicht erhalten.

Erstaunlich daher, wie sorglos die Post mit diesem Lockvogelangebot umging, bei dem die Unterschiede zwischen handelbaren Gedenkmünzen und nur schwer verkäuflichen Medaillen für Laien kaum erkennbar sind. Gegenüber BLICK bedauert die Post den Werbeversand. Sie betont aber, dass es sich um einem Einzelfall handelt. «Wir anerkennen, dass wir bei der inhaltlichen Prüfung zu wenig sorgfältig vorgegangen sind», sagt Sprecher Bernhard Bürki.

Das Helvetische Münzkontor kann den Wirbel nicht nachvollziehen. «Produkt und Leistungen für unsere Kunden sind in unserem Schreiben klar und deutlich genannt. Kritik daran weisen wir daher zurück», sagt Sprecher Andreas Runkel. Der Service könne jederzeit abbestellt werden.

Der Verband Schweizer Berufsnumismatiker warnt dennoch. «Dieses Angebot ist nicht im Sinne unserer Mitglieder, da es mit dem klas­sischen Münzsammeln und der Numismatik kaum etwas zu tun hat», sagt Generalsekretär Lutz Neumann. «Es handelt sich um im Auftrag hergestellte Medaillen, die bei einem Verkauf voraussichtlich nur den Metallwert abzüglich Spesen realisieren werden.»

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