Der Fall Sika
Bill Gates nimmt die Erben ins Visier

Jetzt nimmt Microsoft-Gründer und Sika-Aktionär Bill Gates die Burkards direkt ins Visier. Der schwerreiche Amerikaner verlangt eine Sonderprüfung, ob in den vergangenen zwei Jahren gegenüber Saint-Gobain Insiderinformationen über Sika preisgegeben worden seien.
Publiziert: 23.01.2015 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:59 Uhr
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Wenig glücklich: Sika-Erbin Monika Burkard.
Foto: Philippe Rossier
Von René Lüchinger

Glücklich sah Sika-Erbin Monica Burkard nicht aus, als sie am Mittwoch an der Beerdigung des langjährigen Sika-Präsidenten Rudolf Villiger aufkreuzte. Kein Wunder: Seit die Burkards in einer Geheimoperation ihre Stimmenmehrheit an Sika für 2,75 Milliarden Franken an die französische Saint-Gobain verkauft haben und Mitaktionäre und Mitarbeiter im Regen haben stehen lassen, herrscht dicke Luft.

Jetzt nimmt Microsoft-Gründer und Sika-Aktionär Bill Gates die Burkards direkt ins Visier. In einem Schreiben an Sika geisselt seine Aktionärsgruppe die «schwerwiegende Schädigung», die durch den Verkauf entstünde, da es keine Anzeichen dafür gebe, dass die Franzosen «berechtigte Anliegen» der Minderheitsaktionäre anerkennten. Der schwerreiche Amerikaner, der acht Prozent des Sika-Kapitals besitzt, verlangt eine Sonderprüfung, ob in den vergangenen zwei Jahren gegenüber Saint-Gobain Insiderinformationen über Sika preisgegeben worden seien. Im Visier: Urs Burkard, der Älteste unter den Erben, der als Vizepräsident in der Familienholding sowie als Sika-Verwaltungsrat amtet. Aber auch der Vermögensverwalter Willi Leimer, lange Jahre Präsident der Familienholding und Sika-Verwaltungsrat. Ungemütlich: Stimmt die Generalversammlung zu und kommen bei der Sonderprüfung Unregelmässigkeiten ans Licht, könnte dies die Grundlage für Verantwortlichkeitsklagen sein.

Bill Gates fordert weiter, dass eine externe Kommission von Sachverständigen das Geschäftsgebaren nach einem Verkauf periodisch überprüft. Der Hintergrund: Saint-Gobain kommt mit 16,1 Prozent des Sika-Aktienkapitals zu 52,4 Prozent der Stimmen, was auch im Verwaltungsrat eine komfortable Mehrheit ergibt. Die neuen Besitzer können ohne Rücksicht auf Minderheitsaktionäre schalten und walten.

Das sollen die Sonderkommissäre über einen Zeitraum von zwei Jahren verhindern. Unangenehm für Saint-Gobain: Die Externen hätten Zugang zu allen Geschäftsakten. Für die Einberufung einer Sachverständigen-Kommission durch die GV existiert zudem kein Stimmrechtsprivileg – die Burkards können nur mit 16 Prozent ihrer Aktien gegen dieses Begehren stimmen.

Der Druck steigt von allen Seiten. Die Minderheitsaktionäre organisieren sich gegen die Burkards: Jeder Dritte engagiert sich inzwischen aktiv gegen den Deal. Analysten der Helvea gehen davon aus, dass der Verkauf zu 40 Prozent noch scheitern könnte. Grössten Anteil daran hätte ausgerechnet Urs Burkard: Er hat den Deal angezettelt und im Alleingang Kontakt zu Saint-Gobain aufgenommen. Er hat die Bedingungen für den Verkauf gestellt: 1,2 Milliarden Franken als Paketzuschlag für die auf dem Silbertablett präsentierte Stimmenmehrheit und keine vorgängigen Kontakte zum Verwaltungsrat oder dem CEO von Sika. Und vor allem: keine Due Diligence, also keine Risikoprüfung der Sika vor Unterzeichnung des Kaufvertrags.

Alles sollte ohne Aufsehen passieren. Allerdings hat Saint-Gobain bislang noch keinen Rappen überwiesen.

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