Der Axpo gehts schlecht
Verlassen Sie das sinkende Schiff, Herr Karrer?

Beim letzten Auftritt als Axpo-Chef präsentiert Heinz Karrer (54) schlechte Zahlen. BLICK erklärt er, warum er trotzdem happy ist.
Publiziert: 19.12.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:35 Uhr
«Ich versuche, möglichst wenig Energie auf das Negative zu verwenden» Heinz Karrer
Foto: Keystone
Von Philipp Albrecht

BLICK:Sind Sie ein Optimist?
Heinz Karrer: Ja, ich suche auch in schwierigen Situationen stets das Positive. Ich versuche, möglichst wenig Energie auf das ­Negative zu verwenden.

Der Axpo geht es immer schlechter. Trotzdem vermitteln Sie das Gefühl, alles sei in bester Ordnung.
Ich beschönige nichts, sondern stelle die finanzielle Situation so präzis wie möglich dar. Wir haben 44 Prozent Eigenkapital in der Bilanz. Das ist extrem solid angesichts der schwierigen Situation, in der sich unsere Branche befindet. Unter den 15 grössten Energieversorgern in Europa zählt die Axpo zu den ganz wenigen, die noch keinen Verlust gemacht haben.

Der Axpo gehts schlecht, aber den anderen gehts noch schlechter?
Uns gehts schlechter als in den vergangenen Jahren. Das ist eindeutig. Die Substanz der Axpo ist aber intakt.

Und jetzt werden Sie Präsident von Economiesuisse. Verlassen Sie das sinkende Schiff?
Wenn man in einer schwierigen Zeit geht, kann einem das vorgeworfen werden. Ich bin aber nicht der Meinung, dass das zutreffend ist. Nochmals: Die Axpo ist in einer guten Verfassung. Sie wird auch in Zukunft erfolgreich sein.

Sie beklagen den starken Einfluss der Politik auf den Strommarkt. Das ist widersprüchlich, weil die Axpo den Nordostschweizer Kantonen gehört.
Ich klage nicht, ich stelle nur fest, dass die Politik nicht in unserem Sinne handelt. Das Umfeld ist nicht sehr investit­ionsfreundlich. Staatliche Einflüsse, vor allem auch in Deutschland, führen dazu, dass die Strompreise viel zu tief sind. Das ist alles andere als optimal.

Der Bund soll keinen Ökostrom mehr fördern?
Nein, aber irgendwann muss diese Förderung auch wieder ein Ende haben. Die Frage ist: Welchen Preis soll Energie haben, die unregelmässig anfällt?

Wie stark hat Ihnen die deutsche Ökostrom- und Kohlekraft-Förderung das Geschäft vermiest?
Wir haben dadurch jährlich mehrere Hundert Millionen Franken weniger Einnahmen. Unsere Kraftwerke sind stark entwertet worden.

Sie hätten ja auch in Deutschland Kraftwerke bauen und so Subventionen einstreichen können.
Teilweise haben wir das gemacht, auch in Frankreich, Spanien oder Italien. Aber wir haben auch sehr viel in die Schweizer Wasserkraft investiert. Das ist ja auch erneuerbare Energie.

Die Wasserkraft leidet am meisten unter den deutschen Subventionen. Jetzt wird mit Sigmar Gabriel ein subventionsfreudiger SPD-P­olitiker Energieminister. Wie schlimm ist das für die Axpo?
Zum Glück entscheidet er nicht alleine. Bundeskanzlerin Merkel prägt die Energiepolitik stark. Man kann davon ausgehen, dass die neue Regierung die Subventionen reduzieren wird.

Sie waren elf Jahre bei der Axpo. Was war Ihr Höhepunkt?
Vermutlich, dass ich elf Jahre da war.

Und der Tiefpunkt? Lassen Sie mich raten: Das war der 11. März 2011.
Fukushima hat uns stark herausgefordert wegen der Folgen für die Kernenergie. Die Bewältigung war ein Teil meiner Aufgabe, aber ein Tiefpunkt war es nicht.

Der designierte Economiesuisse-Direktor Jean-Marc Hensch kann seinen Job aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten. Suchen Sie jetzt persönlich nach dem Nachfolger?
Wir haben sofort eine Kommission aufgesetzt und eine Kandidatenliste erstellt. Ich habe schon zahlreiche Anfragen erhalten.

Wie viele?
Eine tiefe zweistellige Zahl. Ich bin sehr zuversichtlich.

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