Dating-Portal sammelte 800 Seiten intimster Geheimnisse über Journalistin
Tinder weiss alles über uns

Eine Journalistin, die Tinder seit vier Jahren nutzt, wollte wissen, welche Daten das Dating-Portal über sie gesammelt hat. Zugeschickt bekam sie 800 Seiten intimster Geheimnisse.
Publiziert: 29.09.2017 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:10 Uhr
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Schockiert über die Daten-Sammlung: Judith Duportail, Journalistin und Tinder-Userin.
Foto: Screenshot
Bastian Heiniger

Dass Unternehmen unsere Daten sammeln, mag niemanden mehr erschüttern, der in den sozialen Medien zu Hause ist. Oder sich mit dem Smartphone in kostenlose WLAN-Netze in Bahnhöfen oder bei Coop und Migros einloggt.

Doch die beliebte Dating-App Tinder mit weltweit mehr als 50 Millionen Nutzern ist besonders fleissig im Daten-sammeln. Und schockierte damit nun die französische Journalistin Judith Duportail, die seit 2013 Tinder intensiv nutzt. 

Aus Berufsinteresse forderte sie im März ein, alle Daten zu sehen, die Tinder über sie gesammelt hat. Das Ergebnis: Duportail bekam ein 800-seitiges Dokument über intimste Geheimnisse. «Tinder kennt die echte, unrühmliche Version von mir», schreibt sie in der Zeitung «The Guardian».

So sind in den 800 Seiten nicht nur harmlosere Fakten über die Journalistin zu finden, wie etwa Musikgeschmack, Facebook-Likes oder Fotos von Instagram – obwohl sie das entsprechende Konto bereits gelöscht hatte.

Mit 16 Männern gleichzeitig geflirtet

Tinder sammelte auch jeden einzelnen Chat und weiss, wo und wann Duportail mit welchen Männern kommunizierte. Die App weiss, wie alt die Männer sind, die sie bevorzugt. Weiss, wie häufig sie bei weissen, schwarzen oder asiatischen Männern «gefällt mir» drückte. Weiss, wie lange die Männer auf ihrem Profil bleiben. Und weiss, dass sie an Neujahr mit 16 Männern gleichzeitig flirtete und sich dann bei keinem mehr meldete.

Doch wozu braucht Tinder all diese Daten? «Um das Erlebnis für jeden einzelnen Nutzer zu personalisieren», erklärt ein Sprecher der Zeitung. Tinder wolle den Dienst so verbessern, dass möglichst passende Nutzer einander finden.

Vor allem aber machen die Unternehmen Kasse mit den Daten. Je mehr über einen Nutzer bekannt ist, desto besser lässt sich personalisierte Werbung schalten. Blöd nur, wenn plötzlich wegen einer Cyberattacke sämtliche «private» Daten öffentlich werden. 

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