Mitte des 19. Jahrhunderts waren Ferien in der Schweiz ein Abenteuer. Nur holprige Wege führten in die Berge. Dafür wurden die gut betuchten Gäste besonders belohnt mit gesunder Höhenluft und atemberaubender Natur. Und um ihnen eine angemessene Unterkunft zu bieten, entstanden die ersten Luxushotels.
Heute gibt es Strassen, Offroader und Flughäfen. Die Natur ist immer noch atemberaubend. Dafür ist aber das Führen eines Hotels zum Abenteuer geworden. Zuletzt musste das Fünfsterne-Hotel Waldhaus in Flims GR Konkurs anmelden. 900 Aktionäre verloren ihr Geld, wie BLICK gestern berichtete.
Fünf Sterne für ein Hotel bringen heute noch lange nicht exquisite Erträge. Im Gegenteil. «Nur noch den wenigsten Luxushotels gelingt es, Geld zu verdienen», sagt Jürg Stettler (50), Vizedirektor am Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern. Die Gäste zahlen viel, dafür erwarten sie auch viel. Laufend muss investiert werden. Neues Spa, makelloser Service, der beste Koch. Das kostet.
Rund 90 Fünfsterne-Hotels gibt es laut dem Branchenverband Hotelleriesuisse in der Schweiz. Sie verfügen über etwa 9500 Zimmer und gegen 17 000 Betten. Gemäss einer Studie der Hochschule Wallis gehört fast die Hälfte der Schweizer Fünfsterne-Hotels ausländischen Investoren. Diese werden angezogen von der Tradition und dem Glanz der Schweizer Tourismusindustrie. So hat zum Beispiel der Staatsfonds von Katar unter anderem Millionen in das Hotel Bürgenstock investiert.
«Je weiter die geografische Distanz und je grösser der kulturelle Unterschied, desto grösser sind die Probleme», sagt Stettler über die ausländischen Investoren. So hatte der russische Oligarch Alexander Lebedew (55) mit dem Luzerner Château Gütsch sieben Jahre lang Scherereien, bevor er es letzten Sommer wiedereröffnen konnte.
Doch nicht nur die Ausländer sorgen dafür, dass die Lichter in den Schweizer Luxushotels nicht ausgehen. Bei über einem Viertel von ihnen sind Mäzene im Spiel. Sie verdienen nichts an den Hotels, finanzieren sie sozusagen aus Nächstenliebe. Ein Beispiel dafür ist Urs Schwarzenbach (67), dem das Dolder Grand in Zürich gehört und der das Suvretta House in St. Moritz GR unterstützt. Aber: «Das kann gefährlich werden, wenn dem Mäzen die Lust vergeht. Ich kenne keinen Milliardär, der gerne Löcher stopft», sagt der langjährige Hotelier und Ehrenpräsident des HC Davos, Ernst Wyrsch (55). Traditionelle Schweizer Hoteliers wie die Familie Scherz, der das Palace in Gstaad BE gehört, sind jedenfalls am Aussterben.
Die Zukunft sieht nicht besser aus. Starker Franken. Harte Konkurrenz. Wegen der Zweitwohnungs-Initiative kann man die Hotels nicht mehr mit Luxuswohnungen querfinanzieren. «Wir sind in einer Schüttelphase», sagt Wyrsch. Mit Luxus Geld verdienen, das war einmal.