Morgen ist Showdown im Zürcher Hallenstadion. Erboste Aktionäre werden der CS-Führung um Urs Rohner und Tidjane Thiam gehörig die Kappe waschen. Ihr Frust ist verständlich: Seit Rohners Antritt als Präsident vor fünf Jahren ist der Kurs der CS-Aktie von 40 auf 15 Franken getaucht.
Doch mehr als Folklore ist die GV nicht. Mit dem Segen der Grossaktionäre dürfte Rohner solide Mehrheiten gewinnen. Die Grossaktionäre aus Katar und Saudiarabien sitzen mit ihm im Verwaltungsrat. Und auch die mächtigen Stimmrechtsberater aus den USA hat Rohner im Vorfeld auf seine Seite geholt.
Dabei hätte die CS neue Impulse dringend nötig. Die Bank steckt in einer der grösseren Krisen ihrer Geschichte. Strategisch befindet sie sich in an einem toten Punkt: Sowohl das Investmentbanking wie die Vermögensverwaltung spielen grössenmässig nur in der zweiten Liga. Beide sind zu klein, um als alleiniges Standbein zu taugen, aber zu gross, dass man sie ohne gröberen Kollateralschaden zurückfahren könnte. Rohner hat es verpasst, einen klaren Entscheid zu fällen.
Die von Thiam im letzten Herbst verkündete neue Strategie ist bis anhin nicht mehr als ein Papiertiger. Kein Mensch hält die Gewinnziele für realistisch – nicht einmal Thiam selbst. Kürzlich bezeichnete er die genannten Zahlen in einem Interview als «illustrativ». Das kam einer Kapitulationserklärung schon recht nahe.
Das Misstrauen gegen die Nicht-Banker Rohner und Thiam ist mit Händen zu greifen. Rohner ist gelernter Jurist, Thiam machte Karriere als Berater bei McKinsey und als Versicherungsmanager. Fronterfahrung haben beide nicht. Das Gefühl für die Märkte geht ihnen ebenso ab wie der Stallgeruch als Banker.
Klar: Der Gegenwind der Märkte bläst der CS brutal ins Gesicht. Doch die Turbulenzen spüren andere Banken auch – und behaupten sich trotzdem. Rohner und Thiam müssen Antworten finden und schnell Resultate liefern – oder die Konsequenzen ziehen und abtreten. Die CS hat Besseres verdient als eine Führung ohne Mut und Ideen.