Die Schweiz feiert ein neues 50er-Nötli wie die Geburt eines Königskindes. Seit Tagen warf das Ereignis seine Schatten voraus. Und die Medien berichten live, als ein sichtlich bewegter Notenbank-Präsident endlich den Schleier über dem neuen Geldschein lüftet.
Sind die Schweizer noch recht bei Trost, mag sich da manch ein Beobachter gefragt haben. Ausländische Journalisten waren denn auch nicht nach Bern gereist, um die neue Note zu bestaunen. Sie interessierte etwas ganz anderes: die Abschaffung des Bargeldes.
Wann gibt die SNB dem internationalen Druck nach und zieht die 1000er-Note aus dem Verkehr, wollten sie von Thomas Jordan wissen. Doch egal, in welcher Sprache er gefragt wurde, Jordan blieb standhaft: Auch in der neuen Serie gebe es eine 1000er-Note. Pläne für eine Abschaffung gebe es keine.
Da schluckte wohl mancher Zuhörer leer. Denn die «Ameise» steht in Verdacht, das bevorzugte Zahlungsmittel von Kriminellen zu sein. Für Bargeldabschaffer ist die 1000er-Note deshalb zum Inbegriff eines antiquierten und korruptionsanfälligen Geldsystems geworden.
Doch wer glaubt, mit dem Bargeld liessen sich auch Kriminalität und Korruption ausrotten, macht sich etwas vor. Kryptowährungen wie Bitcoin bieten Geldwäschern und Drogenhändlern längst eine kostengünstigere und effizientere Alternative.
Und der Kollateralschaden durch eine Bargeldabschaffung wäre weit grösser als der Nutzen. Das zeigt sich bei den Negativzinsen. Obwohl seit mehr als einem Jahr in Kraft, hat es bisher keine namhafte Bank gewagt, diese den Kunden weiterzugeben.
Warum das so ist, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti Anfang März an einer Konferenz in Frankfurt. «Mit einer 1000- Franken-Note im Umlauf», bekannte er mit entwaffnender Offenheit, sei es unmöglich, Negativzinsen auf die Kunden abzuwälzen. Denn diese würden dann ihr Geld in 1000er- Noten zu Hause horten.
Das zeigt: Bargeld ist ein wirksamer Schutz der Bürger vor Enteignung. Gäbe es nur noch elektronisches Geld, würden wir längst Strafzinsen zahlen. Deshalb sind wir völlig zu Recht stolz auf unsere Nötli.