Heute sagen wir Danke!
2:41
Die Schweiz applaudiert:Heute sagen wir Danke!

Das medizinische Personal leistet Ausserordentliches – oft zu tiefen Löhnen
Helden des Alltags, Helden der Krise

Das medizinische Personal leistet in der Krise hierzulande eine ausserordentliche Arbeit. Es braucht die Unterstützung der Bevölkerung. Sonst ist der Kampf gegen das Virus so gut wie verloren.
Publiziert: 19.03.2020 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2021 um 15:17 Uhr
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Ohne den unermüdlichen Einsatz der Ärztinnen und Ärzte, der Pflegefachfrauen und -männer sowie der Spitex hätte das Coronavirus freie Bahn.
Foto: keystone-sda.ch
Sven Zaugg

Sie kämpfen um jedes Leben, arbeiten Tag und Nacht bis zum Umfallen. Überstunden, Zusatzschichten, Ferienstopp – denn das Coronavirus schläft nie. Ohne den unermüdlichen Einsatz der Ärztinnen und Ärzte, der Pflegefachfrauen und -männer und der Spitex hätte das Virus freie Bahn.

Und sie, die Angestellten der Spitäler, Pflegeheime und Rettungsdienste kämpfen nicht nur gegen das Virus. Stündlich retten sie Menschen, deren Herz nicht mehr schlagen will, schwer verunfallt sind, an Krebs oder einer chronischen Krankheit leiden. Pflegen Kinder, die mit Brandverletzungen eingeliefert werden.

System droht zu kollabieren

Gebe es diese Menschen nicht, käme das öffentliche Leben auch unter normalen Umständen zum Erliegen. In Zeiten der Krise wird dies deutlicher denn je. Denn jetzt ist das Engagement derjenigen, die Leben retten, noch mehr gefragt als sonst. Doch das medizinische Personal kann den Kampf gegen das Virus nicht alleine gewinnen. Nur eine Bevölkerung, die sich solidarisch zeigt, sich und andere schützt, kann diese Krise bewältigen, sagen die Epidemiologen.

Derweil droht das System zu kollabieren. Bereits am Montag könnten alle Spitalbetten im Tessin belegt sein, warnt Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit. «Die Situation ist dramatisch», sagt Yvonne Ribi (43), diplomierte Pflegefachfrau und Geschäftsführerin des Schweizerischen Pflegeverbands SBK. Trifft die Corona-Krise die Schweiz ähnlich hart wie Italien, wird es bald zu Engpässen bei den Beatmungsgeräten kommen.

Verzicht des Personals

«Es werden Freitage und Ferien gestrichen, Personen mit niedrigem Pensum oder Studierende und Lernende vermehrt eingesetzt und Ehemalige zurückgeholt.» Ribi spricht von einer angespannten Situation. «Wir hören in der ambulanten Pflege immer wieder von fehlendem Schutzmaterial.»

Und das braucht es, damit das Personal weiterarbeiten kann. Statistiken aus Italien zeigen, dass zehn Prozent der Infizierten Pflegefachpersonen und Ärzte sind. Auch in der Schweiz hat sich bereits eine geringe Anzahl des medizinischen Personals und der Spitex mit dem Virus angesteckt.

Engpässe auf Intensivstationen

Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) schätzt aufgrund des Tempos, mit dem sich das Virus in der Schweiz verbreitet, dass es auch hierzulande zu Engpässen auf den Intensivstationen kommen wird. Experten rechnen damit, dass wie in Italien oder in den asiatischen Ländern 15 bis 20 Prozent eine Hospitalisierung brauchen und etwa die Hälfte dieser Patienten auf einer Intensivstation betreut werden muss.

In sensiblen Bereichen wie auf den Intensivstationen ist man auf spezialisierte Pflegefachleute und Ärzte angewiesen. «Es reicht nicht, Platz- und technische Kapazitäten auszubauen, es braucht insbesondere für Beatmungsplätze auch kompetentes Personal», sagt Ribi.

Tiefe Löhne, harte Arbeit

Hierzulande sind insgesamt über 132’000 Menschen in der Pflege beschäftigt. 65'800 in den Spitälern, 49'000 in den Pflegeheimen, 17'300 bei der Spitex. Und das reicht bei weitem nicht. Der Schweiz droht aufgrund der demografischen Entwicklung im kommenden Jahrzehnt ein Pflegenotstand. Die aktuelle Krise zeigt eindrücklich, wohin die Schweiz steuert.

Bis 2025 dürften rund 25’000 ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger fehlen. «Die Rahmenbedingungen in der Pflege müssen attraktiver werden», sagt Ribi. «Wir fordern, dass während der Pandemie allen, die im Einsatz sind, gerechte Löhne bezahlt werden.» Denn diese sind beim Hilfspersonal mit 4500, bei den Fachfrauen mit 5400 und bei den diplomierten Pflegefachangestellten mit 6300 Franken alles andere als exorbitant.

Entscheid über Leben und Tod

Neben dem Pflegepersonal stehen Tausende Ärzte im Dauereinsatz. Sie entscheiden in Katastrophensituationen, welche Patienten prioritär behandelt werden. Wer auch ohne Intensivmedizin eine Chance auf ein Überleben hat, wird auf eine normale Station verlegt. Es ist ein Entscheid über Leben und Tod – gerade dann, wenn die Infrastruktur an ihre Grenzen kommt.

Zwischen 200 und 300 Corona-Patienten liegen derzeit auf einer Intensivstation. «Ein normaler Spitalbetrieb ist in der heutigen Situation fast nicht mehr möglich, auch weil Eingriffe und Behandlungen, die nicht zwingend sind, auf später verschoben werden», sagt Dorit Djelid vom Spitalverband H+. Die Spitäler setzten alles daran, die Kapazität für Corona-Patienten freizuhalten.

«Wir sind für Sie da»

Es sind Zeiten, in denen das medizinische Personal an seine Grenzen geht. Via Twitter appellieren die Spitalangestellten an die Solidarität der Bevölkerung: «Wir sind für Sie da! Bitte bleiben Sie zu Hause.» Trotz Hilferuf flanierten noch vor dem bundesrätlichen Lockdown Tausende Frühlingshungrige durch die Schweizer Städte. Für das medizinische Personal ein Affront.

Auch der Verband der Schweizerischen Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) findet klare Worte: «Es braucht jetzt von allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, aber auch von der ganzen Gesellschaft Solidarität und den Fokus aufs Gemeinwohl», sagt der stellvertretende Geschäftsführer Marcel Marti. Ganz nach dem Credo: Wir schaffen das. Aber nur gemeinsam.

Die entbehrungsreiche Arbeit des medizinischen Personals trifft auch deren Familien. Nach den langen Schichten, der aufreibenden Arbeit, der Angst, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, treten die Angestellten den Heimweg an. Und auch dort will die Kinderbetreuung organisiert, der Einkauf besorgt und das Essen zubereitet sein. In Zeiten der Krise eine Aufgabe, die schwieriger nicht sein könnte.

Am Freitag sagt die Schweiz DANKE

BLICK bittet: Machen auch Sie mit. Gehen Sie heute um 12:30 Uhr kurz ins Freie – natürlich ohne grosse Menschenansammlung – und applaudieren Sie für 60 Sekunden den unermüdlichen Helferinnen und Helfern, dem Pflegepersonal, den Ärztinnen und Ärzten, den Angestellten in den Apotheken.

Schicken Sie uns am Freitag ein Video Ihres Applauses direkt über die BLICK-App. Oder sagen Sie bereits heute mit einer Video-Botschaft Danke. Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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