Auf Schweizer Weiden grasen immer weniger Milchkühe. Im August waren es nur noch 575 465 Tiere. Das sind gemäss der Tierverkehrsdatenbank fast 11 100 Kühe weniger als vor zwei Jahren.
Den tiefen Kuhbestand spüren nun auch die Metzger: Schweizer Kühe sind Mangelware! Das schlägt sich auf die Preise nieder. Zurzeit lösen Bauern je Kilo Schlachtgewicht sieben Franken – ein Spitzenwert. «Die Gleichung ist einfach», sagt Peter Christen von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft. «Weil die Milchproduktion sinkt, sinkt letztlich auch die Rindfleischproduktion.» Weniger Milchkühe bedeuten weniger Kälber.
854 Betriebe gaben Milchwirtschaft auf
Alleine im letzten Jahr mussten 854 Betriebe die Milchwirtschaft aufgeben: Das sind mehr als zwei Höfe pro Tag. Die Gründe für das Bauernsterben sind vielfältig. «Der bis vor kurzen anhaltend tiefe Milchpreis, die fehlende Nachfolge auf Höfen und strengere Auflagen bei der Tierschutzverordnung zwang viele, aufzugeben», sagt Christen. Ein Teil sei ganz ausgestiegen oder habe umgesattelt.
Doch was passierte mit den Kühen? «Die Tiere wurden geschlachtet oder einfach nicht mehr ersetzt», sagt Christen.
Skandale wie jener mit dem falsch deklarierten Pferdefleisch in der Lasagne lassen die Schweizer zudem mehr als sonst zu heimischem Fleisch greifen. Auch das kurbelt die Nachfrage an und treibt die Preise in die Höhe.
Kein Wunder ist der Kilopreis für Plätzli und Entrecôte so hoch wie nie! Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Landwirtschaft (BWL). So kostet zum Beispiel das Kilo Rindsplätzli letzten Monat 49.32 Franken. Das sind 2.25 Franken mehr als im August 2012 und rund zehn Franken mehr als in den 90er-Jahren, seit das BWL die Konsumentenpreise für Fleisch regelmässig erhebt. Auch die Preise für Schulterbraten und Geschnetzeltes kratzen an ihrer Bestmarke.
Einzig bei Siedfleisch, Ragout und Hackfleisch zeigt der Preisbarometer nach unten. Allerdings ist Hackfleisch oft Aktion, und Siedfleisch sowie Ragout sind immer weniger gefragt: Die Zubereitung dauert zu lange.
Ein Ende der Preisexplosion ist laut Christen mittelfristig nicht in Sicht: «Bis ein ähnlich hoher Kuhbestand wie 2009 aufgebaut ist, dauert es etwa drei Jahre.» Damals gab es bei uns rund 700 000 Milchkühe.