Andreas Meyer sagte es klipp und klar: «Die SBB wollen diesem Schrecken ein Ende setzen.» Der SBB-Chef meinte den Cisalpino ETR 470 und versprach, der Pannenzug sei bis 2014 ausgemustert.
Ende 2012 bestellte Meyer daher bei Alstom acht neue ETR-610-Züge – für 250 Millionen Franken. Das zuverlässigere Nachfolgemodell soll den Pannenzug ersetzen, der im Volksmund «Pendolino» hiess, und ab 2015 zwischen Zürich und Italien verkehren.
Doch jetzt stellt sich heraus: Der Pannenzug bleibt. «Die Trenitalia wird den ETR 470 auch über Dezember 2014 hinaus auf der Strecke fahren lassen», so SBB-Sprecher Christoph Rytz zu SonntagsBlick.
Während die SBB ihre vier Pannenzüge nach wie vor ausmustern wollen, durchlaufen jene der Italiener gerade eine Revision – und werden bald alle wieder im Einsatz sein. «Zurzeit verkehren zwei Züge von Trenitalia, ab Fahrplanwechsel Ende Jahr sind es nach heutiger Planung drei pro Tag», stellt Rytz fest. Klar ist: Der ETR 470 wird bis auf unbestimmte Zeit weiter sein Unwesen treiben.
Unendliche Leidensgeschichte
Damit findet eine leidige Geschichte ihre Fortsetzung. Wegen zahlloser Pannen und Verspätungen wurde die 1993 gegründete Cisalpino AG 2009 zerlegt; die Eigentümer, SBB und Trenitalia, teilten die Flotte untereinander auf.
Die Bahnunternehmen übernahmen jeweils die Verantwortung für den Betrieb im eigenen Land. Vier der ungeliebten ETR-470-Züge gingen an die SBB, fünf an die italienische Staatsbahn.
Legendär sind nicht nur die grossen Verspätungen und der Mangel an benutzbaren Toiletten, sondern auch spektakuläre Zwischenfälle.
Evakuierungen gab es immer wieder. Im Mai 2011 fing ein von Mailand kommender ETR-470 im Tessin Feuer. Oft blieben die Züge einfach stehen, so etwa in Wassen UR im August 2008, bisweilen auch in Tunnels, wie im November 2011 im Zimmerberg.
Pro Bahn ist verärgert
Der Präsident von Pro Bahn, Kurt Schreiber, wünscht schon lange die Stilllegung des Pannenzugs. Dass die Italiener weiter damit nach Zürich fahren, ärgert ihn.
Wenn sich die ETR 470 schon nicht komplett verschrotten liessen, sollten die Bahnen auf der Nord-Süd-Achse doch alte und langsame, aber zuverlässige Züge einsetzen. Schreiber: «Damit die Reise nach Italien nicht mehr zum Abenteuer wird.»
Auch die Eisenbahner-Gewerkschaft SEV ist empört. Zur Fortsetzung des Pendolino-Verkehrs sagt SEV-Sprecher Peter Moor: «Das wird das Personal ärgern.» Zwar habe sich einiges gebessert. Es sei aber ein schwieriger Zug. Oft liessen Passagiere ihren Frust darüber am Personal aus.