Ob am gemütlichen Grill-Abend oder beim Ausspannen auf dem Liegestuhl im See. Zur Erfrischung dürstet es im Sommer viele nach einem kühlen Bier. So auch in den diesjährigen Sommermonaten. Als strahlende Gewinner des Hitzesommers zeigen sich daher einmal mehr: die Schweizer Bierbrauer.
Der Schweizer Biermarkt wuchs im vergangenen Braujahr um ein Prozent. Dieses dauerte bei den Bier-Sommeliers vom 1. Oktober 2018 bis am 30. September 2019. Insgesamt wurden in dieser Zeit schweizweit 4'740'092 Hektoliter Bier verkauft. Bei einem Pro-Kopf-Konsum von etwa 55 Litern pro Person. Hauptverantwortlich fürs Wachstum: die heimischen Brauhäuser. Denn importiert wurde 3,5 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode.
Grosse Brauereien haben Markt im Griff
Besonders oft griffen die Schweizer im letzten Jahr bei den alkoholfreien Bieren zu. 7,4 Prozent machte dieser Markt gegenüber dem Vorjahr vorwärts. Für Marcel Kreber (50), Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes, Grund zur Freude: «Alkoholfreie Biere sind eine echte Alternative. Das macht es auch für die Brauereien spannend.»
Nach wie vor haben die Branchen-Könige wie Feldschlösschen, Quöllfrisch oder Schützengarten den Schweizer Biermarkt fest im Griff. Doch sie werden zunehmend von kleinen Braustätten konkurriert. Auch wenn die 60 grössten Brauhäuser mehr als 99 Prozent des Marktvolumens unter sich teilen: Die Kleinbrauereien schiessen zu Dutzenden aus dem Boden.
Früher «Arbeitergsöff», heute Feinschmecker-Getränk
«Heute haben wir in der Schweiz 1115 Brauereien», sagt Kreber. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es noch 1017. «Volksbrauen ist im Moment angesagt», so der Brauer-Chef. Auffällig dabei: Die Kleinbrauereien definieren sich über Qualität für aussergewöhnliche Geschmäcker.
Dass es der Bier-Branche heute so gut geht, sei laut Kreber auch auf einen Imagewandel zurückzuführen. «Früher wurde das Bier als Männer- oder Arbeitergetränk abgetan», sagt er. «Heute wird die Biervielfalt geschätzt. Vom Hopfengold hat man nun ein offenes und innovatives Bild.» Aus dem Arbeiter-Trank sei so ein echtes Feinschmecker-Getränk geworden.
Fehlender Nachwuchs bereitet Bauchschmerzen
Obschon die Schweizer Bier-Landschaft blüht und gedeiht ist der oberste Schweizer Brauer nicht restlos glücklich. Kreber räumt im Gespräch mit BLICK ein: «Der Nachwuchs bereitet uns grosse Sorgen.»
Momentan werden 35 Jugendliche zu Bierbrauern ausgebildet. Für Kreber bei Weitem nicht genug. «Wir müssen unbedingt mehr Lehrstellen schaffen. Und den Beruf attraktiver vermarkten», sagt er.
Zu fest ins Brauen einmischen könnte sich auch die Politik. Denn: Etwa bei einem Werbeverbot für alkoholhaltige Getränke wäre für die Brauer wohl Hopfen und Malz verloren. Doch davon sind sie heute weit entfernt.