Es ist ein klassischer Feuerwehreinsatz. Denn bei der Credit Suisse brennt es lichterloh. Seit die Kapitalerhöhung um 4 Milliarden beschlossen wurde, verlieren die Papiere der Grossbank an Wert. Tag für Tag. Derzeit kostet eine CS-Aktie noch einen Hauch mehr als 2.70 Franken.
CS-Präsident Axel Lehmann (63) hat deshalb bei seinem Auftritt an einer Banken-Konferenz der «Financial Times» in London die Chance genutzt, den Grossbrand wenigstens etwas einzudämmen. Die Abflüsse von Kundenvermögen hätten sich bei der Credit Suisse abgeschwächt. In der Schweiz sogar «teilweise umgekehrt». Heisst: In der Schweiz sollen der CS bereits wieder Gelder zufliessen.
Kaum komplette Vermögen abgezogen
Im November noch schockte die Credit Suisse Anleger und Investoren mit der Meldung, dass Kunden seit Ende Oktober 84 Milliarden Franken abgezogen hätten – 6 Prozent aller verwalteten Gelder. Dafür macht Lehmann Gerüchte verantwortlich, die auf Twitter verbreitet wurden. Nun gibt er sich betont zuversichtlich: «Nur sehr wenige Kundinnen und Kunden haben ihre kompletten Vermögen abgezogen.» Ist das Schlimmste wirklich schon überstanden?
Lehmann gibt sich zuversichtlich. Die abgezogenen Kundengelder würden früher oder später zurückkommen, sagt er der Nachrichtenagentur Reuters. Der Absturz der Aktie unter 3 Franken überrasche ihn nicht, sagt er weiter. Und gibt sich betont selbstbewusst. Wie sich sein Versuch auswirkt, Optimismus zu verbreiten, wird sich spätestens bis Ende Woche in den Aktien-Charts widerspiegeln. Bislang bleiben die Investoren unbeeindruckt von Lehmanns Beteuerungen: Der Aktienkurs liegt weiterhin im tiefroten Bereich.
«Ich war extrem tough»
Schon am Mittwoch hatte Tidjane Thiam (60), ehemaliger CEO der Credit Suisse, seinen viel beachteten Auftritt in London. «Ich war extrem tough und ich bin ziemlich stolz, dass nichts davon unter meiner Aufsicht passiert ist», sagte Thiam zu den letzten Skandalen.
Ein Jahr nach seinem Abgang verlochte die CS mit den Debakeln um Archegos und Greensill Milliarden. Beobachter sind sich einig: Der Bank fehlte die Risikokultur, daher schlitterte sie mal ums mal in solch teuren Skandale. Thiam scheint sich dafür allerdings nicht in der Verantwortung zu sehen.
Er habe schon 2016 einen «kulturellen Wandel» bei der Bank eingefordert. Seine fünf Jahre an der Bankspitze hätten aber schlicht nicht gereicht, die Probleme zu lösen: «Kulturelle Veränderungen erfolgen nicht über Nacht. Dazu braucht es mehr als fünf Jahre.» (pbe)