CS-Bericht: Verpflichtungen so hoch wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg
Wann explodiert die Schuldenbombe?

Die Schulden sind höher als vor der Finanzkrise. Bei den Hypotheken ist die Schweiz Weltmeisterin. Doch laut Credit Suisse sind die Risiken für einen globalen Meltdown dennoch geringer.
Publiziert: 23.01.2019 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2019 um 14:08 Uhr
Chinas Firmen sind Treiber der Verschuldung: Auch Ren Jianxin, Präsident von Chemchina, kaufte den Schweizer Agrochemie-Konzern Syngenta zum Teil auf Pump.
Foto: Keystone
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Guido Schätti
Guido SchättiStv. Chefredaktor BLICK

Diese Zahlen verschlagen einem nicht nur in der klirrend kalten Davoser Alpenluft den Atem: Die Welt steckt mit 250 Billionen Dollar in der Kreide – rund 400-mal so viel wie das jährliche Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP). Seit der Finanzkrise beträgt der Anstieg rund 40 Prozent, wie die Credit Suisse für eine neue Studie ausgerechnet hat. «Gemessen an der Wirtschaftsleistung ist die Verschuldung heute fast so hoch wie nach dem Zweiten Weltkrieg», sagt CS-Chefökonom Oliver Adler (63) bei der Präsentation am WEF.

Der Unterschied: Damals waren die Staaten nach sechs Jahren Krieg komplett ausgepowert, heute hat die Weltwirtschaft zehn Wachstumsjahre hinter sich – in denen Schulden eigentlich abgebaut und nicht aufgebaut werden sollten.

Chinas Firmenkauf auf Pump

Die grössten Schuldenmacher sind die grössten Wirtschaften. Chinas Staatskonzerne haben ihre globalen Einkaufstouren, bei denen sie auch Schweizer Firmen wie Syngenta, Bally oder SR Technics in den Korb packten, weitgehend auf Pump finanziert.

Auch in den USA haben die Unternehmen so viel fremdes Kapital angezapft wie nie zuvor. Mit der jüngsten Steuersenkung durch Donald Trump (71) driftet der Staat nun in die gleiche Richtung. Auf Dauer sei das nicht tragbar, so Adler.

Und die Schweiz? Was den öffentlichen Haushalt betrifft, ist sie ein Musterknabe. Die Privaten sind aber weniger diszipliniert: Die Hypo-Schulden betragen fast 130 Prozent des BIP – Weltrekord! In Deutschland machen die Hypotheken beispielsweise nur gut die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus.

«Zinsschock ist die grösste Gefahr»

Steuern wir auf eine ähnliche Katastrophe wie bei der Finanzkrise 2008 zu? Trotz der astronomischen Zahlen sieht die CS derzeit dafür keine Anzeichen. Denn es gibt einen grossen Unterschied zu damals: Die Banken haben ihre Schulden reduziert. «Damit sinkt die Gefahr, dass sich eine Rezession wieder zu einer Krise des Gesamtsystems auswächst», so Adler. 

Trotzdem: Die Schuldenberge waren bis anhin nur deshalb kein Problem, weil die Zinsen tief und die Wachstumsraten anständig waren. Steigen die Zinsen aber nur schon um zwei Prozent, kommen manche Schuldner in massive Schwierigkeiten. Adler: «Ein Zinsschock ist die grösste Gefahr für die Weltwirtschaft.» 

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