Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam
Der Ankündigungs-Beauftragte

Weniger Investmentbanking, weniger Stellen, weniger Ausgaben: CS-Geschäftsführer Tidjane Thiam verspricht viel. Die Realität sieht anders aus.
Publiziert: 06.11.2016 um 12:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:03 Uhr
Seit Juli 2015 Vorsitzender der Geschäfts­leitung von Credit Suisse: Tidjane Thiam.
Foto: Getty Images
Vinzenz Greiner

Der CS-Chef weiss um die Kraft der Worte – aus seiner Zeit als Minister in Côte d’Ivoire: Krisenzeiten muss man mit Krisensprache begegnen – in der Politik wie in der Wirtschaft. Mit Begriffen wie «Sparen», «Kontinuität», «Fortschritt» und der Verkündung künftiger Gewinnzahlen.

Klar, dass Tidjane Thiam (53) diese symbolträchtigen Worte verwendete, als die Credit Suisse am Mittwoch fürs dritte Quartal lediglich einen Mini-Gewinn von 41 Millionen Franken meldete und der Ak­tienkurs um sieben Prozent absackte.

Thiam baut ab, was er aufgebaut hat

Bis Ende der Woche ging es weiter abwärts, obwohl Thiam stolz darauf verweisen konnte, dass er in diesem Geschäftsjahr schon 5400 Stellen gestrichen habe und damit – so das Signal an die Aktionäre – auf gutem Wege sei, bis Ende Jahr 1,4 Milliarden Franken einzusparen. Die Streichungen betreffen allerdings nur 600 Angestellte mit CS-Vertrag, wie die Bank auf Anfrage einräumt, also gerade einmal elf Prozent.

Vor allem traf es Zeitangestellte, externe Vertragsnehmer und Berater. Und: Thiam baut nur ab, was er selbst aufgebaut hat. Unter seiner Ägide nahmen die Kosten für «professionelle Dienstleister» heftig zu: Im vierten Quartal 2015 kosteten sie Credit Suisse über eine Milliarde Franken.

Im März hatte Thiam eine «Beschleunigung des Kosteneinsparungsprogramms» ausgerufen und die geplanten Stellenstreichungen von 4000 auf 6000 erhöht. Aber Ende September arbeiteten 47'690 Menschen weltweit bei der CS – etwa 500 mehr als Mitte 2016.

160 Millionen mehr für Externe

Offenbar setzte der einstige McKinsey-Berater Thiam stark auf Consulting. Noch im ersten Halbjahr 2016 gab die Bank über 160 Millionen Franken mehr für Externe aus als im Vorjahr. Erst jetzt sinken die Ausgaben leicht.

Die Differenz zwischen dem, was Thiam sagt, und dem, was er tut, ist auch auf anderen Feldern unübersehbar. So verkündete er klar, dass er das globale Investmentbanking zurückfahren müsse. Doch als Thiam das Ruder übernahm, arbeiteten weniger Banker in den beiden Investment-Bank-Teilen als heute: Im zweiten Quartal 2015 waren im Bereich Global Markets 11470 Mitarbeiter tätig, heute sind es 210 mehr.

Man nehme hier Anpassungen vor, erklärt Pressesprecher Christoph Meier. Im Bereich Investment Banking & Capital Markets dagegen baue man «gezielt auf». Denn, so der Sprecher: «Das Geschäft ist weniger kapitalintensiv und unterstützt auch unsere Bank für Unternehmer-Aktivitäten.»

Gewinn-Projektion war «illustrativ»

Das passt nicht so richtig zum markigen Spruch «Right-size the Investment Bank» (die Investment Bank zurechtstutzen), mit dem Thiam am Investorentag aufgetreten war. In jenem Oktober 2015 präsentierte Thiam eine ambitionierte Folie mit der Überschrift: «Die Gruppe wird erwartungs­gemäss profitables Wachstum liefern.»

Für 2018 rechnete Thiam damals mit einem stolzen Vorsteuergewinn zwischen neun und zehn Milliarden. Zum Vergleich: Im vergangenen Krisenjahr waren es gerade mal 88 Millionen.

Inzwischen ruderte Thiam in einem Interview kleinlaut zurück. Er habe die Zahlen klar als Projektion eingeführt und als «illustrativ» eingestuft.

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