Credit Suisse braucht nach Hedgefonds-Debakel neues Kapital
CEO Gottstein pumpt die Aktionäre an

Es hätte ein ganz starkes Quartal werden können. Doch das Hedgefondsdebakel beschert der Bank rote Zahlen. Die Ausgabe weiterer Aktien, um die Kapitaldecke zu stärken, kommt bei den Anlegern nicht gut an.
Publiziert: 22.04.2021 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 20:50 Uhr
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Redet um den heissen Brei herum: Die Grossbank Credit Suisse, die es schafft, ...
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Es ist ein Meisterstück, in um den heissen Brei herumreden: Die Medienmitteilung der Credit Suisse zum tiefroten ersten Quartal ist 25 Seiten stark, hat aber einen grossen Makel: Archegos und Greensill werden kein einziges Mal erwähnt, bei Archegos ist nur von der «US-Hedgefonds-Angelegenheit» die Rede. Immerhin: An der Telefon-Medienkonferenz wagt es CS-CEO Thomas Gottstein (57) doch, das Unwort in den Mund zu nehmen.

Muss er auch, denn das Archegos-Debakel ist der Grund für die roten Zahlen im ersten Quartal. Den Schaden von 4,4 Milliarden Franken kann das übrige Geschäft der Bank nicht wettmachen. Es bleibt ein Reinverlust von 252 Millionen Franken. Nun kommen im zweiten Quartal nochmals 600 Millionen Franken an Verlust aus dem Zusammenbruch von Archegos dazu.

Aktie fällt unter 9 Franken

Immerhin: Viel grösser dürfte der Schaden nicht mehr werden, die CS habe bereits 97 Prozent der damit verbundenen Positionen abgewickelt, heisst es im Quartalsbericht. Offen ist weiterhin, wie gross der Schaden im Fall der mit Greensill Capital geschürten Lieferkettenfonds sein wird. Verantwortliche mussten gehen, zum Beispiel die oberste Risikochefin Lara Warner (52).

Klartext dagegen reden die Aktionäre an der Börse: Die CS-Aktie stürzt einmal mehr ab, ist zeitweise deutlich weniger als 9 Franken wert. Seit dem Jahreshöchst Anfang März hat der Titel 31,4 Prozent an Wert verloren.

Die tiefroten Zahlen sind für die Anleger keine Überraschung. Was sie wirklich sauer macht, ist ausgerechnet die Stärkung der Kapitaldecke der Bank. Einerseits, weil das ein Hinweis auf weiteres Ungemach sein könnte. «Wir wollen gegen künftige Markteinbrüche gewappnet sein», so Gottstein.

Andererseits weil dadurch der Anteil des einzelnen Aktionärs an der CS geringer – also verwässert - wird. Um die Kapitaldecke zu stärken, hat die Bank über zwei Wandelanleihen 203 Millionen zusätzliche Aktien platziert. Dadurch steigt die Zahl aller ausstehender CS-Titel um acht Prozent. Das heisst, der Konzernchef besorgt sich bei den Aktionären das so dringend benötigte Kapital.

Dilemma Investmentbank

Die Finanzmarktaufsicht Finma schaut bei der Grossbank nun noch genauer hin, hat ein weiteres Aufsichtsverfahren eingeleitet, wegen des Archegos-Debakels. Daneben läuft seit März ein Verfahren wegen Greensill.

Das Dilemma der Credit Suisse zeigt sich im Investmentbanking, das risikoreiche Geschäft ist Fluch und Segen zugleich: Im ersten Quartal 2021 war die CS lange Zeit auf dem Weg zu einem Rekordergebnis – vor allem dank des Ertragswachstums im Investmentbanking. Bis das Archegos-Debakel in dieser Sparte die gesamte Bank in die roten Zahlen stürzte.

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