Seit Wochen vergeht kein Tag, ohne dass Schweizer Firmen Entlassungen bekannt geben. Die Begründung ist immer dieselbe: die Corona-Krise. Diesmal trifft es Tornos, den Hersteller von Werkzeugmaschinen aus Moutier BE.
Tornos hatte zwar bereits früh Gegensteuer gegeben. Die Einführung der Kurzarbeit entlastete die Rechnung um 3,8 Millionen Franken, zudem wurden Stellen abgebaut. Ende Juni beschäftigte die Gruppe noch 636 Mitarbeitende, nach 729 per Ende 2019. Heisst: 93 Jobs wurden gestrichen. Betroffen waren vor allem die Schweizer Standorte Moutier BE und La Chaux-de-Fonds NE. Mit dem Stellenabbau sparte die Gruppe 9,3 Millionen Franken ein.
Weitere Entlassungen möglich
Tornos spricht mit Blick nach vorne von grossen Herausforderungen. Das Unternehmen geht erst ab 2021 von einer langsamen Erholung der globalen Märkte aus. Ein weiterer Stellenabbau sei daher nicht auszuschliessen. «Im Moment kann nichts ausgeschlossen werden, es ist sehr schwer vorherzusagen», sagte der Finanzchef Bruno Edelmann.
Der Umsatz von Tornos sackte um 52 Prozent auf 56,2 Millionen Franken ab. Gleichzeitig gingen deutlich weniger Aufträge ein als noch vor Jahresfrist (minus 44 Prozent auf 42,8 Millionen), wie das Unternehmen mitteilte. Die Drehmaschinen von Tornos kommen in der Autoindustrie, der Medizin- und Dentaltechnik sowie im Bereich Elektronik und der Uhrenindustrie zum Einsatz.
13,1 Millionen Verlust
Die tieferen Einnahmen schlugen trotz Sparmassnahmen auf die Gewinnzahlen durch. Der Betriebsverlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf 13,1 Millionen Franken; vor Jahresfrist hatte noch ein Gewinn von 8,9 Millionen zu Buche gestanden. Belastet hätten auch markant höhere Wertberichtigungen auf Warenvorräte.
Unter dem Strich schrieb die Firma aus Moutier einen Verlust von 13,9 Millionen Franken, nach zuvor 9 Millionen Gewinn. Mit diesen Zahlen hat Tornos auch die tiefsten Erwartungen von Analysten unterschritten.
«Praktisch lahmgelegt»
Die Corona-Krise habe Tornos «mit grosser Wucht» getroffen, erklärte das Unternehmen. Das Geschäft sei zeitweise «praktisch lahmgelegt» gewesen. Der Ausbruch der Pandemie sei just dann geschehen, als die Nachfrage aus der Automobilindustrie aufgrund des Strukturwandels ohnehin zurückgegangen sei.
Entsprechend rechne die Gruppe für das zweite Halbjahr 2020 nicht mit grundlegenden Veränderungen und mit einem Nettoumsatz in ähnlicher Grössenordnung wie im ersten Halbjahr 2020. Entsprechend würden auch die Resultate auf Stufe EBIT und Nettoergebnis in ähnlichem Rahmen negativ ausfallen. (pbe/SDA)