Im Deutschschweizer Coop-Filialen steht derzeit Weisswein der Sorte Gutedel aus dem süddeutschen Basen in den Regalen. Er heisst dort «Chasselas – Vin de Pays». Das ist nicht falsch, weil die Chasselas-Traube auf Deutsch Gutedel heisst. Daniel Cortellini, Präsident des Schweizer Weinverbundes, findet das aber dennoch «absolut grenzwertig und inakzeptabel». Chasselas sei eine Hauptrebsorte der Schweiz. «Das Ganze grenzt doch an eine bewusste Täuschungsaktion», zitiert ihn «20 Minuten».
Das findet auch Josianne Walpen vom Konsumentenschutz. Schliesslich denke der Schweizer Konsument bei einem Chasselas wirklich nicht an ein Produkt aus Deutschland, sondern an eines aus der Welschschweiz.
Zum Verwechseln ähnlich
Kommt hinzu, dass die Flasche genau so aussieht aus wie ein ebenfalls von von Coop verkaufter Chasselas aus der Romandie. Bis auf eine kleine Aufschrift mit dem Hinweis auf die Herkunft des Weines sind die Etiketten identisch. Der Kunde werde in die Irre geführt, kritisiert Walpen deshalb. Das Vorgehen sei zwar nicht gesetzeswidrig, aber: «Die gleiche Aufmachung der verschiedenen Weine ist für den Konsumenten sehr verwirrend.»
Coop verwehrt sich gegen den Vorwurf, die Konsumenten täuschen zu wollen. Da es aufgrund von kleinen Erntemengen in der Schweiz derzeit zu wenig Chasselas romand gebe, habe Coop entschieden, in den Deutschschweizer Filialen vorübergehend auf deutschen Chasselas auszuweichen. «Wir haben uns für den badischen Gutedel entschieden, weil er dem Chasselas Romand geschmacklich am nächsten kommt», so Sprecher Urs Meier.
Etikette bewusst ähnlich gestaltet
Etikette und Name habe man bewusst so eng an den Westschweizer Chasselas angelegt, weil Coop wolle, dass die Kunden «ihren» Wein, der häufig zum Kochen benutzt werde, im Gestell schnell finden. In den Westschweizer Filialen werde weiterhin nur der Schweizer Wein verkauft. Meier verspricht: «Sobald wir wieder genügend Wein aus der Westschweiz erhalten, werden wir auch in der Deutschschweiz wieder Chasselas Romand anbieten.» (sf)