Christoph Zollinger war Partner von Mossack Fonseca
Der Schweizer Bob-Pilot im «Panama Papers»-Kanal

Bei Mossack Fonseca war er der dritte im Bunde. Der Schweizer Christoph Zollinger arbeitete mehr als 16 Jahre für die Anwaltskanzlei, die durch die «Panama Papers»-Affäre in aller Munde ist. BLICK erzählt seine Bilderbuchkarriere nach.
Publiziert: 04.04.2016 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:03 Uhr
Ein Hauch «Cool Runnings»: Christoph Zollinger mit dem Panama Bob-Team 2011 in St. Moritz.
Foto: Ein Hauch «Cool Runnings»: Christoph Zollinger mit dem Panama Bob-Team 2011 in St. Moritz.
Sport statt Anwaltskanzlei: Bob-Fan Christoph Zollinger.
Foto: Fabienne Bühler/SI

Das Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca zeigt: Viele Schweizer sind im Geschäft mit Briefkastenfirmen aktiv. Mittendrin steckt laut Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» und dem «Tages-Anzeiger» der Schweizer Christoph Zollinger.

Der heute 42-Jährige wandert als junger Jurist aus der  Zürcher Goldküstengemeinde Küsnacht aus. 1995 bleibt er in Panama hängen und hilft mit, den ersten Internetprovider des Landes aufzubauen. Die Kontakte nach Mittelamerika kamen wohl über Zollingers Stiefvater, einen Schönheitschirurgen, zustande.

Er traf Mossack in der Aviatik-Szene

Hier nimmt der Aviatik-Fan Flugstunden, schliesslich sind diese in Panama billiger als in der Schweiz. BLICK weiss: In dieser Pilotenszene lernt er Jürgen Mossack kennen – den Gründer der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca.

Seine Zürcher Kollegen aus der Verbindung der Singstudenten beobachten die Karriere ihres Kommilitonen mit einer gehörigen Portion Bewunderung. Für sie ist er der «Sonnyboy». Schliesslich muss Zollinger nicht mühsam Doktorieren oder sich seine Sporen in anderweitigen «Jobs mit nur 150'000 Franken Lohn abverdienen». Nach zwei Jahren in Panama steigt Zollinger bei Mossack Fonseca ein.

Jürgen Mossack suchte einen, der ihm die Arbeit in der Kanzlei organisiert, sagen ehemalige Weggefährten. Dafür war der Schweizer genau der richtige.

Die Fliegerei verbindet die zwei weiterhin: Noch heute besitzt die Kanzlei einen Geschäftshelikopter, wie aus den Panama-Papers hervorgeht.

Steile Karriere

Gegründet hatte Jürgen Mossack die Kanzlei im Jahr 1977.  Er selber wurde in Fürth in der Nähe von Nürnberg geboren und wanderte mit den Eltern bereits als Kind nach Panam aus. Noch heute wird er nur «Der Deutsche» gennnt. 1986 tat sich Mossack  mit dem Panamaer Politiker und Schriftsteller Ramon Fonseca Mora zusammen. 

Steht im Zentrum der #PanamaPapers-Affäre: Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, kurz «Mossfon».
Foto: Reuters

2004 sitzt Zollinger bereits in der Geschäftsleitung – zusammen mit Mossack und Fonseca. Nicht nur beruflich ist er kaum zu stoppen – sondern auch sportlich. 2010 entdeckt Zollinger den Bob für sich und gründet den panamaischen Bobverband. 

Zusammen mit seinem Team fährt er diverse Rennen, wird immer erfolgreicher. Ähnlich den jamaicanischen Kollegen aus dem Film «Cool Runnings». Auch seine Mossack Fonseca sponsert das Team.  Ziel war die Teilnahme an den olympischen Winterspielen in Sotschi.

Zollinger ist so erfolgreich, dass ihm die «Schweizer Illustrierte» eine Geschichte widmete. Der Titel: «Von Panama in den Eiskanal». Zu seinem Beruf gibt Zollinger nicht viel bekannt.

Aber man erfährt, dass Zollinger dem damaligen Präsidenten von Panama, Ricardo Martinelli, als juristischer Berater zur Seite stand. Deshalb besass er den diplomatischen Status eines Botschafters – zusätzlich zur panamaischen Staatsbürgerschaft.

Ebenfalls ab 2010 will der Jurist dem Sport mehr Zeit widmen, sagt er jedenfalls vordergründig. Deshalb entschliesst er sich, abrupt aus der Geschäftsleitung von Mossack Fonseca zurückzutreten. Aber: Alle Brücken hat er nicht abgebrochen. Noch vor einem Jahr soll er die Firma in IT-Fragen beraten haben, schrieb der «Tages-Anzeiger» 2015. 

«Ich möchte nicht für Verfehlungen Dritter Verantwortung übernehmen müssen»

Christoph Zollinger wohnt inzwischen wieder in der Schweiz, zusammen mit seiner Eherfrau und den beiden Zwillingen. Er habe sich von den Machenschaften von Mossack Fonseca distanziert. Zollinger sagte, er habe ein kritisches Verhältnis zum damaligen Geschäftsmodell. 

Auch die Kanzlei selbst betont in offiziellen Stellungnahmen immer wieder, sie würde nicht direkt mit Endkunden arbeiten und habe sich immer an die Gesetze gehalten.

Hat Zollinger trotzdem ein schlechtes Gewissen? «Einer der Gründe für meinen Rücktritt aus der Gruppe war, dass ich mich nicht mit dem Offshore-Business als solches identifizieren konnte», sagte er dem «Tagi». «Ich möchte nicht für mögliche Verfehlungen Dritter unverschuldet Verantwortung übernehmen müssen.»

Für seine früheren Kollegen ist klar, dass er «das Herz auf dem rechten Fleck hat». Man beschreibt ihn als «zwägen Typ», der nach seiner Rückkehr aus Mittelamerika auch ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen habe. So trainiere Zollinger momentan die Fussballjunioren einer Zürichseegemeinde. (stj)

Mehr zu den «Panama Papers» finden Sie hier.

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