Chef von Novartis Schweiz zum aktuellen Stand
Darum dauert es beim Corona-Impfstoff so lange

Im Gespräch mit Blick TV lobt Matthias Leuenberger, Chef von Novartis Schweiz und Präsident des Branchenverbands Scienceindustries, den Bundesrat und dämpft Hoffnungen auf einen schnellen Erfolg bei der Suche nach einem Impfstoff.
Publiziert: 12.05.2020 um 18:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2020 um 18:51 Uhr
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Darum dauert es beim Corona-Impfstoff so lange
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Chef Novartis Schweiz erklärt:Darum dauert es beim Corona-Impfstoff so lange
Christian Kolbe

Mit Impfstoffen kennt sich Matthias Leuenberger (54) aus. Der Präsident des Branchenverbands Scienceindustries und Chef von Novartis Schweiz hat früher für die Impfstoffsparte des Basler Pharmariesen gearbeitet. Leuenberger dämpft im Gespräch mit Blick TV die Erwartungen, dass schon bald ein Impfstoff auf den Markt kommen könnte, der uns unser altes Leben aus Vor-Corona-Zeiten zurückgeben könnte. «Das wird leider nicht schnell gehen. Das kann 12 bis 18 Monate dauern», so Leuenberger.

Es könnte also Ende 2021 werden, bis es einen wirksamen Schutz gegen das Coronavirus gibt. Dabei läuft in diesem Bereich enorm viel, es gebe rund 100 Forschungsprojekte weltweit, führt Pharmamanager Leuenberger aus. «Es ist nicht nur die Herausforderung, den Impfstoff zu finden, er muss auch sicher sein.» Dazu brauche es Tests mit Tausenden Probanden.

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Matthias Leuenberger (54), Chef von Novartis Schweiz ...
Foto: Thomas Meier

Aufwendige Impfstoffproduktion

Und dann muss der Impfstoff erst noch in grossen Mengen produziert werden. Bei der herkömmlichen Grippeimpfung werden die benötigten Viren in ausgebrüteten Hühnereiern vermehrt. «Viren wachsen nicht im Eigelb, sondern in einem Embryo, sie brauchen eine Wirtszelle», erklärt Leuenberger.

Das würde sowieso dauern, zudem ist beim neuartigen Coronavirus noch vieles unklar: «Dieses Virus wächst mit grosser Wahrscheinlichkeit nur sehr schlecht, wenn überhaupt, in der traditionellen Herstellung.»

Also braucht es neue Ansätze, folgert Leuenberger: «Diese Dinge sind aber sehr experimentell. Man hat noch zu wenig Erfahrung.»

Beschränkte Ressourcen

Fazit: Wann immer ein Durchbruch beim Impfstoff gemeldet wird, gilt es vorsichtig zu sein. Denn es ist ein langer Weg von einem Forschungserfolg bis zu genügend Impfdosen.

Auch bei neuen Medikamenten gegen das Coronavirus ist kein schneller Erfolg zu erwarten. «Das wird schon gemacht, die Ressourcen sind aber beschränkt», erklärt der Pharmamanager. «Es ist nur schon aufwendig, die vorhandenen Moleküle zu überprüfen.» In diesem Bereich ist Novartis mit dabei: «Wir haben drei Wirkstoffe, zwei sind Krebsmittel, eins ist gegen Arthritis.» Diese werden nun auf ihre Wirkung gegen die vom Virus ausgelösten Erkrankungen getestet.

Der Präsident von Scienceindustries lobt den Bundesrat für seine Arbeit in den letzten Wochen. Er weiss, um die Schwierigkeit, in unsicheren Zeiten schwerwiegende Entscheide wie den Schritt in den Lockdown zu fällen. «Rückblickend ist es immer einfach, wenn man alle Fakten kennt. Ich hätte nicht an der Stelle des Bundesrats diese Entscheidungen fällen wollen. Es wurde mit Augenmass gehandelt», sagt Leuenberger. Und er ist zugleich froh, dass das enge Corona-Regime nun gelockert wird.

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