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Swisscom-Chef musste in Bern antraben
So erklärt Schaeppi die Pannenserie

Swisscom-Chef Urs Schaeppi (60) musste am Montag in Bundesbern antraben und sich vor der Fernmeldekommission des Nationalrats erklären. BLICK sprach mit Vizepräsident Jon Pult (35, SP/GR).
Publiziert: 01.07.2020 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2020 um 15:47 Uhr
Simon Bühler

Das Traktandum lautete «Herausforderungen und Zielerreichung der Swisscom» im trockenen Verwaltungsjargon. Klingt harmlos, ist es aber nicht: Die Swisscom-Spitze um Urs Schaeppi (60) musste am Montag in Bundesbern antraben. Und vor der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) des Nationalrats Red und Antwort stehen.

Der Grund: Nach mehreren Ausfällen im Swisscom-Netz, bei denen auch Notfall-Nummern nicht erreichbar waren, liegen die Nerven blank in Bundesbern. «Bei vier groben Pannen in einem Jahr muss die Politik dafür sorgen, dass sich die Dinge so entwickeln, dass das nicht mehr passiert», sagt Nationalrat Jon Pult (35, SP/GR), der Vize-Präsident der KVF.

Während der 90-minütigen Aussprache mit der Swisscom-Spitze wurden in der KVF die jüngsten Netzunterbrüche der Swisscom und die Weiterentwicklung des Mobilfunknetzes diskutiert. Aus einer Mitteilung geht hervor, dass die Aufsichtsbehörde dem Telekomriesen für die Bewältigung der Pannen ein gutes Zeugnis ausstellt. Die Aufarbeitung falle vertieft und umfassend aus. Zu den konkreten Ursachen der Pannen machte man keine Angaben. Immerhin: Die Swisscom habe Massnahmen ergriffen mit dem Ziel, die Netzstabilität unmittelbar zu erhöhen.

In der Defensive: Swisscom-CEO Urs Schaeppi musste bereits zum zweiten Mal in Bern antraben.
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Auch andere haben Probleme

In der Mitteilung heisst es weiter: «Sie hat in diesem Zusammenhang auch einen Bericht des Bakom zur Grundversorgung und den Notrufdiensten zur Kenntnis genommen.»

Der Zugang zum Notruf sei kein Dienst der Grundversorgung, hält das Bakom dazu fest. Gemäss dem Bericht handelt es sich um eine Verbundleistung aller Telefondienstanbieterinnen und der Blaulichtorganisationen. Die Aufsichtsbehörde regt daher an, eine technische Systemführerschaft zu prüfen, um die Abwicklung der Notrufe zu gewährleisten. Das Bakom regt im Bericht an, die Systemführerschaft der Swisscom zu übertragen, «dies auch aufgrund der besonderen und gesetzlich geregelten Eigentümerstruktur».

Unzufriedene Mitarbeiter

«Die präsentierten Bakom-Zahlen zeigen, dass die Swisscom im internationalen Vergleich gut dastehe und auch andere Anbieter Pannen verzeichnen – allerdings ist die Häufung bei der Swisscom schon speziell», sagt Jon Pult zu BLICK.

Er habe Urs Schaeppi mit Vorwürfen von unzufriedenen Swisscom-Mitarbeitern konfrontiert, die sich bei ihm gemeldet haben: «Diese stellen die interne Fehlerkultur infrage und kritisieren, dass das interne Know-how zunehmend verloren gehe. Insbesondere im IT-Bereich, wo es in letzter Zeit zu immer mehr Auslagerungen nach Russland und Indien gekommen sei.»

Die Auslagerungen seien von Schaeppi nicht bestritten worden, sagt Jon Pult. «Bei der Mitarbeiterzufriedenheit und Fehlerkultur sei aber alles in Butter», sagte Schaeppi.

Swisscom-Pannen 2020

17. Januar: Ein kleines, aber wichtiges Netzwerkteil löst in weiten Teilen der Schweiz massive Störungen im Festnetz aus. Das defekte Teil führt auch zu einem Ausfall der Notfallnummern.

3. bis 4. Februar: Ausgerechnet während der Übertragung des Superbowl, des grössten US-Sportereignisses, haben die Kunden von Swisscom TV eine Mattscheibe.

11. Februar: Das Festnetz ist schweizweit wegen Wartungsarbeiten lahmgelegt. Ganze 90 Minuten lang sind die Notrufnummern nicht erreichbar.

20. Februar: Swisscom-CEO Urs Schaeppi (60) musste im Bundeshaus antraben. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) wollte aus erster Hand erfahren, warum es bei der Swisscom immer wieder zu Störungen kommt.

2. März: Swisscom hat Probleme mit dem Roaming. Gespräche über das Mobilnetz nach Frankreich und Belgien waren nicht möglich.

26. Mai: Über drei Stunden lang gibt es landesweite Probleme im Mobilnetz. Noch immer ist die Ursache ungeklärt.

17. Januar: Ein kleines, aber wichtiges Netzwerkteil löst in weiten Teilen der Schweiz massive Störungen im Festnetz aus. Das defekte Teil führt auch zu einem Ausfall der Notfallnummern.

3. bis 4. Februar: Ausgerechnet während der Übertragung des Superbowl, des grössten US-Sportereignisses, haben die Kunden von Swisscom TV eine Mattscheibe.

11. Februar: Das Festnetz ist schweizweit wegen Wartungsarbeiten lahmgelegt. Ganze 90 Minuten lang sind die Notrufnummern nicht erreichbar.

20. Februar: Swisscom-CEO Urs Schaeppi (60) musste im Bundeshaus antraben. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) wollte aus erster Hand erfahren, warum es bei der Swisscom immer wieder zu Störungen kommt.

2. März: Swisscom hat Probleme mit dem Roaming. Gespräche über das Mobilnetz nach Frankreich und Belgien waren nicht möglich.

26. Mai: Über drei Stunden lang gibt es landesweite Probleme im Mobilnetz. Noch immer ist die Ursache ungeklärt.

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