Zugbeschützer von Securitas leiden unter Erschöpfung. BLICK berichtete diese Woche von Angestellten, die über prekäre Arbeitsbedingungen klagen. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Mitarbeiter, die ihnen den Rücken stärkten.
BLICK: Wegen Erschöpfung bei der Arbeit fürchten Ihre Angestellten um die Sicherheit in den Zürcher S-Bahn-Zügen. Zu Recht?
Roger Lamm: Das kann gar nicht sein. Die Leute arbeiten im Normalfall 8,5 Stunden. Die meisten wollen sogar mehr arbeiten, damit sie mehr verdienen. Ein Widerspruch!
Das Problem seien die Einsätze in der S-Bahn. Man müsse bis zu zwölf Stunden ohne bezahlte Pausen arbeite
Es gibt tatsächlich auch mal drei Dienste am Stück. Wir planen dabei aber niemals mit zwölf Stunden.
Dann lügen die Angestellten also?
Es kann vereinzelt bei einem Ausfall vorkommen, dass man einen Dreistünder anhängen muss. Das sind allerdings Einzelfälle.
Der Vorwurf lautet aber: Securitas geht systematisch so vor.
Das stimmt nicht. Sonst würden die Leute auf die Barrikaden gehen.
Nicht wenn sie Angst vor der Kündigung haben.
Wenn jemand entlassen wird, hat das einen klaren Hintergrund. Das passiert bei ungenügender Arbeitsleistung. Wir stellen die Leute für drei Monate an, das ist eine Art Probezeit. Wer als genügend beurteilt wird, erhält einen festen Vertrag.
In vier Monaten seien 140 Leute gegangen oder «gegangen worden», so der Vorwurf.
Das stimmt nicht. In der besagten Abteilung Securitas ZVV hatten wir von Januar bis September lediglich 97 Abgänge.
Man werde in der Ausbildung stark eingeschüchtert. Ein Ausbildner habe gesagt: Da draussen sind Typen, die die ganze Woche trainieren, nur um euch am Wochenende zu verprügeln.
Ich möchte nicht abstreiten, dass das ein Trainer mal gesagt hat. Das haben wir jedoch blitzartig unterbunden.
Angestellte wurden verwarnt, weil sie am Bahnhof eine Schlägerei auflösten und so ihren Zug verpassten, den sie hätten bewachen müssen.
Das ist nicht wahr. Ich verstehe nicht, wie diese Leute solche Sachen behaupten können.
Wie erklären Sie sich die Vorwürfe?
Die wollen uns schaden, weil wir ihnen gekündigt haben. Das sind Nestbeschmutzer! Die erzählen unwahre Geschichten.
Konkretes Beispiel: zwei Dienste am Stück, einmal 4,5 Stunden im Morgenzug, dann zehn Minuten unbezahlte Pause und danach 3,5 Stunden Dienst bei einem Schnellimbiss.
Obwohl das nicht verboten ist, gebe ich zu, dass wir da zu kleinlich gedacht haben. Das wird angepasst. Sie müssen das aber in Relation setzen: Wir haben im ZVV pro Monat 1100 Dienste und nur 16 davon im Schnellimbiss.
Ihr Problem ist, dass Sie zu knapp planen. Darunter leiden die Mitarbeiter.
Wir haben nur die Zeiten zur Verfügung, die der Kunde zahlt. Wir sind unter einem gewissen Kostendruck. Und dieses Geld kommt auch von der öffentlichen Hand, also vom Steuerzahler.
Bei Ihnen soll ein ehemaliger ZSC-Hooligan mit radikaler Gesinnung als Ausbildner arbeiten. Stimmt das?
Ich weiss, von wem die Rede ist. Er war tatsächlich in seinen Jugendjahren ein Hooligan. Heute hat er aber einen verantwortungsvollen Posten in der Einsatzleitung. Er arbeitet absolut korrekt. Bei uns müssen alle vier Jahre Betreibungs- und Zentralstrafregister vorgelegt werden.