Chef Herbert Bolliger (60) im Interview
Migros plant «heisse» Dessous

Herbert Bollinger über Einkaufstouristen, die Mindestlohn-Initiative und ein Geheimprojekt der Migros.
Publiziert: 02.04.2014 um 21:49 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:34 Uhr
Herbert Bolliger gibt sich ob des Unterwäsche-Projekts bei der Migros noch etwas bedeckt.
Foto: Keystone
Interview: Ulrich Rotzinger

BLICK: Herr Bolliger, die Migros sitzt auf vollen Kassen. Was machen Sie mit 771 Millionen Franken Gewinn?
Herbert Bolliger:
Verglichen mit unseren fast 27 Milliarden Franken Umsatz im letzten Jahr ist das kein Mega-Gewinn. Bei einem Einkauf von 100 Franken bleiben knapp drei Franken als Gewinn übrig – eine ordentliche Zahl.

Was haben die Kunden davon?
Wenn wir günstiger einkaufen können, geben wir die Vorteile natürlich weiter. Schwierig wird es, wenn ein Konzern wie Coca-Cola uns höhere Preise aufdrückt.

Ein schärferes Kartellgesetz wäre ein geeignetes Mittel dagegen.
Stimmt, das Parlament wollte dies aber nicht. Die Hochpreisinsel Schweiz bleibt zementiert. Offenbar setzen nur wir uns für die Konsumenten ein.

Lanciert die Migros nun eine Volksinitiative für tiefere Preise?
Ich weiss es nicht. Das haben wir intern noch nicht zu Ende diskutiert.

Die Kassen klingeln, dennoch jammern Sie über Einkaufstouristen.
Ich jammere nicht, ich stelle fest. Was Schweizer im Ausland ausgeben, fehlt uns am Ende des Tages hierzulande. Wenn alle, die im Ausland posten, ihr Geld in der Schweiz ausgeben würden, könnte man im Detailhandel 20'000 neue Jobs schaffen.

Wie kommt das Dessous-Geheimprojekt der Migros voran?
Sie spielen auf «Secrets for special moments» an ...

Genau! Klingt wie die Luxus-Dessous von Victoria’s Secret.
Wir probieren immer wieder etwas Neues aus. Aber wir steigen nicht in das Luxus-Segment ein. Die neue Marke ergänzt unser bestehendes Strumpf- und Unterwäsche-Sortiment.

Designen Sie die Slips und BHs?
Keine Angst, da mische ich mich nicht ein (lacht).

Dann wird es bald «heiss» zu- und hergehen bei der Migros?
Für uns wird die Wäschelinie «heiss» sein, für Migros-Externe wohl weniger. Wir passen auf, dass die Modelle nicht zu ex­trem ausfallen, wenn sie Ende Jahr in die Läden kommen.

Wird die Migros munter weiterwachsen?
Bei den Lebensmitteln dürften wir 2014 stärker wachsen als im Vorjahr. Alle Ampeln stehen auf Grün. Doch die Erfahrung sagt mir, dass es immer irgendwo kracht.

Etwa am 18. Mai, wenn die Abstimmung zur Mindestlohn-Initiative ansteht? Die Unia wirft Ihnen vor, die Migros liege unter den geforderten 4000 Franken.
Die Gewerkschaft sollte sich mal einen Taschenrechner zulegen. Wir zahlen zwar 3800 Franken, dies aber mal 13! Wir sind also nicht betroffen. Ich stimme Nein, weil es ein staatlicher Eingriff ist.

Döner-Büx schlägt ein

Eine Woche nach Verkaufsstart Mitte März war die Döner-Büx, die jüngste Dosenkreation der Migros, restlos ausverkauft. Damit hatte nicht einmal Marketing-Chef Hansueli Siber gerechnet.

«Ein ganzer Monatsbedarf war innerhalb von nur fünf Tagen weg – ich war total baff.» Nachdem die Regale wochenlang leer waren, ist der Notstand nun 
behoben. In grösseren Filialen ist die Döner-Büx wieder erhältlich. 


Migros-Kunden hatten den Dosendöner auf der unternehmenseigenen Plattform migipedia.ch mitentwickelt. Das Fertiggericht aus Pouletfleisch, Cocktailsauce, Kartoffeln, Kabis, Zwiebeln und Peperoni wird vom Migros-Industriebetrieb Bischofszell Nahrungsmittel produziert.

Das Fleisch stammt von Royal Döner, dem grössten Dönerproduzenten der Schweiz. Nach drei Minuten in der Mikrowelle sei der Döner geniessbar, sagt Siber. Salat und Fladenbrot müssen separat gekauft werden.

Marketing-Chef Hansueli Siber war «baff» über den Ansturm der Kunden auf den Dosendöner.
Marketing-Chef Hansueli Siber war «baff» über den Ansturm der Kunden auf den Dosendöner.
EQ Images

Eine Woche nach Verkaufsstart Mitte März war die Döner-Büx, die jüngste Dosenkreation der Migros, restlos ausverkauft. Damit hatte nicht einmal Marketing-Chef Hansueli Siber gerechnet.

«Ein ganzer Monatsbedarf war innerhalb von nur fünf Tagen weg – ich war total baff.» Nachdem die Regale wochenlang leer waren, ist der Notstand nun 
behoben. In grösseren Filialen ist die Döner-Büx wieder erhältlich. 


Migros-Kunden hatten den Dosendöner auf der unternehmenseigenen Plattform migipedia.ch mitentwickelt. Das Fertiggericht aus Pouletfleisch, Cocktailsauce, Kartoffeln, Kabis, Zwiebeln und Peperoni wird vom Migros-Industriebetrieb Bischofszell Nahrungsmittel produziert.

Das Fleisch stammt von Royal Döner, dem grössten Dönerproduzenten der Schweiz. Nach drei Minuten in der Mikrowelle sei der Döner geniessbar, sagt Siber. Salat und Fladenbrot müssen separat gekauft werden.

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