Als sich Volg-Chef Ferdinand Hirsig (63) vor 18 Jahren auf dem Weg zu seinem Job-Interview einen der Dorfläden seines Unternehmens ansah, wäre er am liebsten zurück nach Hause gefahren. «Ich traf einen Krämerladen wie von anno dazumal an», erzählt er.
Seine erste Amtshandlung sei es damals gewesen, den Dorfläden einen modernen Auftritt zu verpassen. So wurde der einstige Krämerladen zum potenten Nischenplayer. Das zeigt sich auch in der Bilanz: Die heute schweizweit 924 Verkaufsstellen bringen es auf einen Jahresumsatz von 1,51 Milliarden Franken, wie der Detailhändler gestern am Hauptsitz in Oberwinterthur ZH bekannt gab.
Solides Ergebnis zum Abschluss
Das entspricht einem Wachstum von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Umsatzplus beigetragen haben speziell die Shops bei den Agrola-Tankstellen, die Volg zwar nicht selber führt, aber beliefert. Der Gewinn kletterte um 7,3 Prozent auf 6,5 Millionen Franken. Ein solides Ergebnis.
Nun, kurz vor seinem Abtritt, wollen Hirsig und sein Team mit einer breit angelegten Werbekampagne dafür sorgen, dass sein Nachfolger Philipp Zgraggen (45) beim Amtsantritt im September die Früchte ernten und an das Wachstum der Vorjahre anknüpfen kann.
Neue Werbekampagne
Mit von Volg ungewohnten Werbeslogans wie «Aus Liebe zum Dorf, wo ein Besuch im Volg Twitter, Facebook und Tinder ersetzt» oder – etwas kecker – «Aus Liebe zum Dorf, wo auch die Mädchen böse sind» und einer entsprechenden Plakatkampagne soll das neue, moderne Volg-Image den Kunden in die Köpfe gepflanzt werden. Augenzwinkernd sagt Hirsig zu BLICK: «Ich hätte übrigens nichts dagegen, das Tinder vom Land zu werden.»
Im Ladeninneren setzt die Tochter des Agrarriesen Fenaco neben Frischprodukten und einem neuen Take-away-Sortiment auch auf Dienstleistungen. «Wir sind heute auch eine Postfiliale und eine Bank», sagt Hirsig. Mittlerweile sind in 363 der total 588 Volg-Läden Postagenturen integriert. Und seit einigen Wochen können die Kunden in allen Filialen Bargeld beziehen. Das hätte Hirsig sich vor 18 Jahren nicht erträumen lassen.