BLICK: Herr Keller, Sie haben im letzten Jahr 648'000 Franken verdient. Sind Sie eineinhalbmal so viel wert wie ein Bundesrat?
Martin Keller: Mein Salär wird vom Verwaltungsrat festgelegt. Dieser besteht aus 18 Mitgliedern, zwölf davon sind Bauern. Sie stellen sicher, dass meine Vergütung angemessen ist. Wir vergleichen uns mit anderen Unternehmen, nicht mit der Politik.
In den letzten Jahren hat die Fenaco den Umsatz kontinuierlich gesteigert. Letztes Jahr lag er bei 6,2 Milliarden Franken. Wann endet der Höhenflug?
Das laufende Jahr ist herausfordernd. Denn auch wir sind vom Ende des Euro-Mindestkurses betroffen. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir uns trotz allem positiv entwickeln werden.
Wie können Sie sich im Detailhandel mit Landi und Volg gegen die Giganten Migros und Coop behaupten?
Die Konzepte ergänzen sich sehr gut: Volg für den Einkauf unter der Woche, Coop und Migros fürs Wochenende.
Die Bauernlobby im Parlament will Produkten aus der EU einen Riegel schieben und das Cassis-de-Dijon-Prinzip abschaffen. Davon würden Sie profitieren.
Ich leite ein Unternehmen und keine politische Partei. Darum nehme ich dazu nicht Stellung.
Mit der Initiative für Versorgungssicherheit wollen die Bauern den Schweizer Markt noch mehr abschotten. Liegt das auch in Ihrem Interesse?
Ich persönlich habe Sympathien für die Anliegen der Schweizer Bauern. Denn ich führe ja ein Unternehmen, das in den Händen der Bauern liegt.
Sie geben sich sehr schweizerisch. Gleichzeitig importiert Fenaco Billigprodukte aus dem Ausland. Das ist ein Widerspruch.
Wir sind tief in der Schweiz verwurzelt. Wo immer dies möglich ist, verkaufen wir Schweizer Produkte – auch im Volg und in der Landi. Viele Produkte werden aber nicht mehr in der Schweiz hergestellt und sind gar nicht erhältlich. Diese Produkte importieren wir zu einem garantiert günstigen Preis.
Die Landi verkauft Nonfood-Produkte zu Schleuderpreisen. Das passt schlecht zur Qualitätsstrategie, die Sie bei Lebensmitteln verfolgen.
Nein, denn Volg ist im kleinflächigen Lebensmittel-Detailhandel daheim, Landi im Nonfood-Detailhandel. Da braucht es unterschiedliche Strategien. Die Landi fährt ebenfalls eine Qualitätsstrategie, einfach zu Dauertiefpreisen. Meine Frau und ich kaufen unseren gesamten Haus- und Gartenbedarf in der Landi ein.
Gucken wegen den Tiefstpreisen die Mitarbeiter in die Röhre?
Wir fördern junge Menschen, die eine Berufslehre absolviert haben. Aktuell bilden wir rund 500 Jugendliche in 15 Berufen aus. Ein 20-Jähriger mit einer zweijährigen Lehre beginnt bei uns mit mindestens 3900 Franken, mal dreizehn.
Sie werden wohl kaum alle so entlöhnen. Welchen Mindestlohn zahlt die Fenaco?
Unser GAV-Mindestlohn, dem aber nicht alle unterstellt sind, beträgt 3700 Franken, ebenfalls mal dreizehn.