Chatservice soll Kosten und Zeit sparen
Krankenkasse bringt den Whatsapp-Doktor

Die Krankenkasse KPT lanciert einen neuen Dienst. Patienten können sich über digitale Kanäle bei einem Arzt melden und eine erste Einschätzung einholen.
Publiziert: 22.02.2020 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2020 um 16:12 Uhr
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Die Digitalisierung bringt auch im ärztlichen Bereich neue Möglichkeiten.
Foto: Imago Images
Jenny Wagner

Im Wartezimmer sitzen kranke Patienten dicht beieinander. Hier ein Husten, da ein Schniefen. Szenarien wie dieses könnten bald der Vergangenheit angehören. Ab heute gibt es professionellen ärztlichen Rat auch online über den Service «Doctor-Chat».

Das Angebot haben die Krankenversicherung KPT und der Telemedizinanbieter Medi24 zusammen entwickelt. «Die Digitalisierung bietet bei der ärztlichen Beratung ganz neue Möglichkeiten, die das Leben der Patienten erleichtern und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlasten», sagt Lebrecht Gerber, Chef von Medi24.

Gesundheitsfragen per Nachricht

Der Nutzer muss sich einmal registrieren und kann dann einen der folgenden Kommunikationskanälen wählen: Whatsapp, Telegram, Facebook Messenger, Viber oder SMS. Danach kann er seine Frage an den Arzt eingeben. Er wird dann automatisch an eine ärztliche Fachperson vermittelt und bekommt eine Antwort.

Der Service funktioniert ähnlich wie der Fahrdienst Uber. Anstelle von Fahrern loggen sich Ärzte ein und bieten ihren Dienst an. Derzeit machen 40 Allgemeinmediziner und Fachärzte mit. KPT-Versicherten steht der «Doctor-Chat» ab sofort zu Verfügung.

Chatten statt googeln

Wer wegen kleiner Wehwehchen auf Selbstdiagnose setzt und die Symptome googelt, ist danach oft verwirrter als zuvor. Ist der juckende Ausschlag am Arm eine einfache allergische Reaktion oder am Ende doch eine fiese Nesselsucht?

Bei solchen Fragen soll der «Doctor-Chat» weiterhelfen. Die Ärzte können zwar keine Diagnose stellen, aber Medikamente oder Ärzte empfehlen. Das ärztliche Beratungsgespräch am Telefon dauert im Schnitt 15 Minuten, per Chat nur fünf. So lassen sich Kosten und Zeit sparen.

Es gibt aber auch kritische Stimmen. «Ich frage mich, ob ein Chat das richtige Medium für eine ärztliche Beratung ist», sagt etwa Daniel Tapernoux, von der Schweizerischen Patientenorganisation zu BLICK. Es könnte zu mehr Missverständnissen kommen. Im Gespräch, selbst wenn es nur telefonisch sei, könne der Arzt doch zumindest eine bessere Einschätzung machen, meint er.

Sind die Daten sicher?

Die Chats werden von Medi24 gespeichert. Sorgen wegen des Datenschutzes müsse man sich keine machen. «Die Krankenkasse erhält darauf keinen Zugriff», lässt die KPT verlauten. Der Service ist einfach, kostenlos, rund um die Uhr zugänglich. Und angeblich auch vertrauenswürdig.

Daniel Tapernoux steht dem kritisch gegenüber. «Gesundheitsdaten sind hochsensible Daten», sagt er. Der Arzt sieht Probleme darin, wenn eben diese Daten nicht mehr dem Nutzer, «sondern Dritten zugänglich sein könnten».

Der Whatsapp-Doktor wird vier Monate lang getestet. In Frankreich, England und Hongkong ist der Service schon länger verfügbar. 70 Prozent der medizinischen Fragen können so geklärt werden – ohne Arztbesuch.

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