Cassis, Habeck und Co. am European Economic Forum
Europas Elite will den alten Kontinenten in Luzern wachrütteln

Es ist das Schaulaufen der europäischen Wirtschaftselite: Am European Economic Forum im KKL Luzern sprachen Ignazio Cassis, Robert Habeck und Co. über die Herausforderungen des alten Kontinents.
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Airbus-VR-Präsident René Obermann warnte Europa am EEF in Luzern vor Abhängigkeiten.
Foto: www.andremaurer.ch

Darum gehts

  • Europäisches Wirtschaftsforum in Luzern diskutiert Zukunft der europäischen Ordnung
  • Cassis betont Wichtigkeit der Bilateralen III für die Schweiz
  • Über 700 Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

In Luzern wurde diese Woche nicht nur über Wirtschaft geredet – sondern über die Zukunft der europäischen Ordnung. Am European Economic Forum (EEF) – quasi das europäische Pendant zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR – trafen sich über 700 Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Das diesjährige Motto lautete «Back to Business». Die Meinung am EEF war klar: Europa muss jetzt liefern. Die geopolitischen Herausforderungen sowie die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz (KI) auf den europäischen Arbeitsmarkt waren die Hauptthemen. Immer wieder herausgestrichen wurde das enorme Potenzial des alten Kontinents: «450 Millionen Bürger in einem gemeinsamen Markt, weiterhin stabile Demokratien und weltweit führende Universitäten und Forschungszentren mit hoher Innovationskraft», betonte Marcel Stalder, Präsident des EEF, in seiner Eröffnungsrede.

Cassis macht Werbung für EU-Verträge

Auch Bundesrat Ignazio Cassis (64) war im KKL in Luzern zugegen. Seine Worte waren kernig. Die Demokratie sei weltweit auf dem Rückzug, so der Schweizer Aussenminister. «Nur noch 8 Prozent der Menschheit lebt aktuell in einer liberalen Gesellschaft.» Die Schweiz sei mittendrin in diesem Wandel – «und nicht nur als Zuschauerin». 

Sein Appell für die Schweiz war auch ein Appell für die Annahme der Bilateralen III mit der Europäischen Union (EU): «Der bilaterale Weg mit der EU bleibt zentral: Die EU ist mit Abstand der wichtigste Partner, wirtschaftlich wie politisch. Ohne aktualisierte Verträge verliert die Schweiz Zugang, Einfluss und Stabilität. Das neue Paket soll Sicherheit, Planbarkeit und wissenschaftliche Zusammenarbeit sichern – bei voller Wahrung der direkten Demokratie.» 

Airbus-Präsident und Habeck warnen

Ebenfalls deutlich wurde Airbus-VR-Präsident René Obermann (62). «Europa hat zu lange geschlafen – warum sollten potenzielle Aggressoren warten, bis wir aufwachen?», fragte er kritisch in die Runde. Europas militärische Abschreckung sei ausgedünnt und digitale Abhängigkeiten – etwa von US-Systemen – seien gefährlich. Der Airbus-Obermann ist überzeugt: Europa braucht gemeinsame Standards, weniger Fragmentierung und mehr Tempo. Er nahm auch die Wirtschaftselite im KKL in die Pflicht: «Wenn Führungskräfte aus der Wirtschaft nicht ihre Stimme erheben, können Politiker nicht handeln. Unsere Stimmen sind wichtig.»

Ähnlich äusserte sich Deutschlands früherer Wirtschaftsminister Robert Habeck (56). Europa habe sich in einer Welt von Machtblöcken «ziemlich allein» wiedergefunden. Autoritäre Regime arbeiteten eng zusammen – Europa dagegen verliere Zeit im Klein-Klein. Habeck forderte deshalb eine Renaissance des europäischen Projekts, inklusive einer engeren Verteidigungskooperation. Sein Warnruf in Luzern: «Die Frage ist, ob Europa in Zukunft eine aktive Rolle einnehmen wird – oder nur ein Regulierer bleibt.»

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