Aebischer fordert Fonds und Gutscheine
1:33
Im Kampf gegen Corona-Krise:Aebischer fordert Fonds und Gutscheine

Bund müsse sich an Weiterbildungskosten beteiligen, sagt der SP-Nationalrat
Aebischer fordert Fonds und Gutscheine

Wegen Corona drohen Konkurse und Massenarbeitslosigkeit. Weiterbildung wird im Kampf gegen Jobverlust und für das Überleben im digitalisierten Arbeitsmarkt in jedem Beruf überlebenswichtig. SP-Nationalrat Matthias Aebischer fordert eine Weiterbildungsoffensive.
Publiziert: 09.08.2020 um 23:04 Uhr
|
Aktualisiert: 12.08.2020 um 08:06 Uhr
«Wir fordern einen ausserordentlichen Weiterbildungsfonds und staatlich finanzierte Bildungsgutscheine», sagt SVEB-Präsident und SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52).
Foto: Keystone
1/7
Christian Kolbe und Simon Bühler

Wegen Corona drohen im Herbst Konkurse – und damit eine Welle an neuen Arbeitslosen. Umso wichtiger wäre es jetzt in die Weiterbildung zu investieren. Der Schweizer Weiterbildungsverband SVEB schlägt Alarm.

SVEB-Präsident und SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52) erwartet vom Bund eine Erhöhung der Investitionen in die Förderung der berufsorientierten Weiterbildung: «Wir fordern jetzt einen ausserordentlichen Weiterbildungsfonds und staatlich finanzierte Bildungsgutscheine.»

In der zu erwartenden Rezession dürften viele Unternehmen ihre Budgets für die Weiterbildung streichen oder stark reduzieren, und auch Privatpersonen sparen bei der Weiterbildung. Der SVEB rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch von 25 Prozent. Und auch der weitere Ausblick sei düster.

Weiterbildung so wichtig wie nie

In der Herbstsession wird der Nationalrat für die Jahre 2021 bis 2024 das Budget zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI) beraten. Darin enthalten ist auch die staatliche Förderung der Weiterbildung. Diese soll wegen der Digitalisierung und der steigenden Anforderungen der Arbeitswelt mit 39 Millionen Franken für innovative Projekte gestärkt werden.

Matthias Aebischer begrüsst die Vorlage von Bundesrat Guy Parmelin und auch die Zustimmung des Ständerats, der diese Fördergelder im Juni bereits bewilligt hat. Er ist aber der Meinung, dass das nicht reiche. «Es braucht für die nächsten vier Jahre zusätzliche 20 Millionen, mit denen sich der Bund direkt an den Weiterbildungskosten der Erwerbstätigen beteiligt.»

Zuständig für die Ausarbeitung des Millionen-Budgets ist Martina Hirayama (50), Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation im Wirtschaftsdepartement von SVP-Bundesrat Guy Parmelin (60).

«Die Corona-Krise ist eine grosse Chance für die Weiterbildung», sagt die Staatssekretärin gegenüber BLICK. Die Krise habe Lücken in unseren Kompetenzen offengelegt. «Damit hat die Corona-Krise eine ausserordentliche Weiterbildungsinitiative ausgelöst.»

Zeit für einen Weiterbildungsfonds

Matthias Aebischer sieht zusätzlich den Moment gekommen für eine zusätzliche staatliche Investitionsoffensive in die Weiterbildung, wovon insbesondere auch KMU profitieren sollen.

«Es ist Zeit, dass sich der Bund an einem Teil der Weiterbildungskosten der Erwerbstätigen direkt beteiligt», fordert Aebischer. Dies soll mit einem ausserordentlichen zeitlich begrenzten Weiterbildungsfonds und sogenannten Bildungsgutscheinen umgesetzt werden. Als Anreiz soll der Staat so die Weiterbildung mitfinanzieren. Als Vorbild könnte der Kanton Genf dienen, der bereits solche Gutscheine eingeführt hat.

Widerstand kommt vom Schweizerischen Gewerbeverband (SGV): «Weiterbildung grundsätzlich mit staatlicher Beteiligung zu unterstützen, lehnen wir ab», sagt SGV-Vizedirektorin Christine Davatz (61) auf Anfrage. Die Verantwortung dafür liege in erster Linie bei jeder einzelnen Person. Davatz verweist auf die Unterstützung der Branchenverbände und Arbeitgeber an Weiterbildungen.

Eine vierte Säule für die Weiterbildung

Ein weiterer Vorschlag zur Finanzierung der Weiterbildung kommt von Adecco, dem weltgrössten Personalvermittler. Hier wird über eine Art vierte Säule nachgedacht. Noch ist offen, wie das Geld in diese Weiterbildungssäule fliessen soll. Eine Möglichkeit wäre, es wie in der ersten und zweiten Säule zu handhaben, wo sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Abgaben teilen. Oder wie in Singapur, wo sich der Staat an der Finanzierung eines individuellen Bildungskontos beteiligt.

Für Bettina Schaller (46), Leiterin Politik bei der Adecco-Gruppe, ist vor allem entscheidend, dass das Bewusstsein für Weiterbildung steigt: «In Europa verlieren wir jedes Jahr rund zwei Prozent Wirtschaftswachstum, nur weil Firmen auf dem Arbeitsmarkt keine Arbeitskräfte mit den notwendigen Kompetenzen finden.»

Auch deshalb knüpft der Personalvermittler an das in der Schweiz bekannte Säulensystem an: «Es braucht ein einfach zugängliches System, dessen Prinzip alle kennen», ist Schaller überzeugt. So liesse sich Weiterbildung fördern – zum Wohl des einzelnen Arbeitenden wie auch der gesamten Wirtschaft.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.