Je besser ein Medikament wirkt, desto mehr soll künftig der Patient dafür bezahlen. Für dieses brisante Modell plädiert Roche-Chef Severin Schwan. Liegt die in Studien nachgewiesene Wirksamkeit eines Medikaments beispielsweise bei einer Krebsart doppelt so hoch wie bei einer anderen, dann soll das Medikament auch doppelt so teuer sein. «Man verkauft dann nicht einfach die Wirkstoffampullen nach Milligramm, sondern ihren Therapieerfolg», so Schwan im Interview mit der «Aargauer Zeitung».
Doch dafür will Schwan an die Patientendaten ran: «Wir müssten wissen, welcher Patient wofür welches Medikament erhalten und wie er darauf angesprochen hat. Es gibt erste Ansätze dazu, diese Daten sicher zu erheben, in Italien zum Beispiel. Aber das wird noch eine Zeit dauern.»
Persönliche Empfindung
Auch wenn es sich beim Modell also erst um Zukunftsmusik handelt, zweifelt Ignaz Cassis, der Präsident des neuen Krankenkassenverbandes Curafutura, an der Durchführbarkeit – von Datenschutzbedenken einmal abgesehen. Der Arzt und Tessiner FDP-Nationalrat kann sich nicht vorstellen, «wie man bei einem einzelnen Patienten die Wirksamkeit messen kann. Für mich als Arzt widerspricht dies allen pharmakologischen und wissenschaftlichen Prinzipien, die ich gelernt habe.»
Bei der Gesundung eines Patienten handelt es sich laut Cassis um eine persönliche Empfindung. «Man weiss dabei nicht, wie gross die Wirkung des Placebo-Effekts war, wie der Patient ohne das Medikament von sich aus wieder gesund geworden wäre, oder ob er das Medikament überhaupt regelmässig geschluckt hat. Die Gesellschaft für solche Willkür bezahlen zu lassen, ist schwierig», so Cassis. Er frage sich also, wofür Roche dann überhaupt die Patientendaten brauche.